Australien. 4J5
regenarmes Gebiet, und zwar nimmt im ganzen in der Richtung von O.
nach W. der Regen immer mehr ab. Die Vegetation Australiens ist
durch eine auffallende Einförmigkeit und mancherlei sonstige Eigentümlichkeiten
charakterisiert. Man trifft nämlich im W. ungeheure baumlose Ebenen, welche
mit dichtem Gestrüpp (Skrub) oder Gras mit steifen, stechenden Blättern
(Spinisex) überzogen sind; weiter östlich weite Grasflächen oder Wälder, deren
Bäume nur einer Familie angehören und in der Regel so licht stehen, daß
man im Galopp quer durch den Wald reiten kann. Eine Ausnahme machen
die Flußthäler in dem ostaustralischen Berglande, welche eine wahre tropische
Fülle entwickeln. Man findet große Bäume, welche wenig Schatten gewähren
und keine nährenden Früchte tragen (Eucalyptusarten), Bäume und Sträucher,
welche statt der Blätter nur Dornen und Stacheln, aber blattartige, breite
Stengel und Zweige besitzen, mannshohe Grasarten und baumartige Schling-
pflanzen, Bäume endlich, welche mit den Jahreszeiten nicht das Laub, wohl
aber die Rinde wechseln. Die europäischen Obst-, Gemüse- und Getreidearten,
die Südfrüchte, der Weinstock und Tabak, ja neuerdings auch Baumwolle und
Zuckerrohr, welche von den Ansiedlern in den südöstlichen Gegenden ange-
pflanzt wurden, sind bereits einheimisch geworden und gedeihen vortrefflich.
Die erwähnten weiten Grasflächen haben nicht einen ebenso dichten Teppich
wie die europäischen Wiesen; nur die Berghänge der östlichen Gebirge sind
den letzteren vergleichbar. Die Salzpflanzen der schon öderen Flächen gegen W.
hin finden als Futter für die großen Schafherden noch treffliche Verwendung.
Die Tierwelt. Der Kontinent ist ursprünglich arm an Säugetieren. Viele
Tiergeschlechter finden sich jedoch nur hier vor, viele fehlen gänzlich, z. B. die
größeren Säugetiere, die Dickhäuter, die Huf- und Raubtiere, die Affen !c.
Australiens Säugetiere gehören vorzugsweise der Familie der Beuteltiere
an, darunter das Känguruh, die Beutelratte, das Beutelmurmeltier ic. Am
häufigsten wild oder gezähmt kommt der Dingo vor, der neuholläudische
Hund. Bemerkenswert sind auch die pflanzenfressenden Fledermäuse, die
Schnabeltiere der Landseen und die Ameisenigel. Am reichsten ist die
Klasse der Vögel und Seetiere ausgestattet. Unter jenen sind der Emu,
eine Kasuarart, schwarze Schwäne und Papageien, weiße Adler
und auch Strauße. Unter den Seetieren ist der Trepang (Seegurke),
welchen insbesondere die Chinesen für einen großen Leckerbissen halten, wegen
seiner reichen Ausbeute und seines hohen Preises von Wichtigkeit. Hierzu
kommen ungeheure Mengen von Robben, Walen und Finnfischen. Die
nach Australien eingeführten europäischen Haustiere und Singvögel haben
sich bereits ins Unzählige vermehrt.— An mineralischen Schätzen ist kein
Mangel. In den blauen Bergen finden sich gute Steinkohlen, in
Südaustralien (unweit Adelaide) Kupfererze und in den südwestlichen
Gebieten (Victoria und Neu-Südwales) Gold in ziemlicher Fülle.
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Die Wötker und staatlichen Verhältnisse Australiens.
Die Ureinwohner des Kontinents gehören der fogenannten australischen
Rasse an. Eigentümlichkeiten derselben sind neben der außerordentlichen