Die afrikanischen Kolonien. 87
die Getreide arten des Landes Mais und Reis), Ölpflanzen (Sesams, Erd-
nuß, Kokospalme), Gespinstpflanzen (Sisalagave, Bastbanane) und die hoch-
wichtigen, von der Industrie so stark begehrten Artikel Kautschuk und Baum-
wolle. Der Anbau von Baumwolle ist in den deutschen Kolonien deshalb von
besonderer Wichtigkeit, weil unsere einheimische Textilindustrie im Jahre 400 Mill.
Mark für Baumwolle ausgibt. Für deren Erzeugung ist der Boden in Ost-
afrika wie Togo bestens geeignet.^) Die.Gewinnung der vorgenannten tropischen
Massenartikel, vornehmlich von Hanf, Öl, Kautschuk und Baumwolle, sichert
wohl auch die Zukunft Deutsch-Ostafrikas. Zeitweise bewirken freilich Heuschrecken-
plage und Dürre großen Schaden. Reich vertreten ist ferner die Tierwelt.
Ganze Herden von Antilopen und Zebras durchstreifen die Ebene; auch Nashorn,
Hyäne und Leopard finden sich häufig, Löwe und Elefant sind dagegen seltener
geworden. Mineralschätze fehlen ebenfalls nicht. Festgestellt ist z. B. das
Vorkommen von Steinkohle (am Nyassasee), von Glimmer im Ulugurugebirge.
Auch Gold ist schon erschürft wurden.
Dermalen werden hauptsächlich ausgeführt Sisalhanf, Kautschuk, Häute
und Felle, Bienenwachs, Kopra, Elfenbein, Kaffee, Sesam, Kopal u.s. w.
Verkehrsmittel. Von größter Wichtigkeit für die Weiterentwicklung
Ostafrikas wie der übrigen Kolonien ist die Herstellung von Eisenbahnen. Bis
heute können Waren nach dem Innern von Ostafrika nur auf dem Kopfe der Neger
befördert werden. Diese Beförderungsart aber ist zu kostspielig^) und raubt dem
Lande die nötigen Arbeitskräfte. Pferde und Rinder erliegen der mörderischen
Tsetsefliege, das Kamel dem Klima. So bleibt zur Erschließung des Landes nur
der Schienenstrang übrig. Ostafrika besitzt bereits die Usambarabahn, die
von Tanga nach Mombo und dem Panganifluß (132 km) führt und die Küste
mit den Kaffeeplantagen im Usambaragebirge verbindet. Eine zweite Linie,
Daressalam — Morogoro (220 km), erschließt die mittleren Landschaften der
Kolonie. Ihre Fortführung nach dem bedeutenden Handelsplatze Tabora ist be-
reits genehmigt. Den Nyassasee befährt der deutsche Dampfer „Hermann von
Wißmann", den Tanganjikasee der Dampfer „Hedwig von Wißmann", den Viktoria-
Njansa die deutsche Aluminiumpinasse „Ukerewe". Dampferstationen dieser Seen
sind: amNyassa: Langenburg, amTanganjika: Bismarckburg und Udschidschi;
am Viktoria-Njansa: Bukoba und Muausa.
Bevölkerung. Die Bewohner, größtenteils Bantuueger, treiben Ackerbau.
An der Küste sind seit alters Araber und Inder ansässig; in ihren Händen
liegt der Handel. Aus dem Verkehr der Küstenneger mit den Arabern ist die
Suahelisprache entstanden, die Handelssprache des Tropischen Ostafrika. Zur
Auswanderung für Deutsche ist die Kolonie, schon wegen des gefährlichen Tropen-
klimas, größtenteils nicht geeignet. Immerhin fehlt es nicht an Landstrichen, die
auch von Weißen besiedelt werden können.
*) Eine Krautpflanze, deren Samen gutes Öl liefern.
*) Die Baumwollausfuhr von Deutsch-Ostafrika erreichte 1906 bereits 183 000 kg.
8) Man rechnet, daß eine Negerkarawane täglich 15—20 km zurücklegt und hierbei den
Zentner beförderter Ware um 8 M., die Tonne um 80 M. verteuert, so daß die Tonne durch-
schnittlich im Innern 800—1600 M. mehr kostet als an der Küste.