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Tiergeographie,
dichten Laub- und Nadelwald (Andesrosen, Einchonen, Palmen, Farne,
Araukarien). In den salzigen Sand- und Tonsteppen Argentiniens wechselt
niederes Gebüsch von Akazien, Jlex- und Rhamnns-Arten mit Salzpflanzen
ab, und in den Pampas bedecken zusammenhängende Steppengräser weite
Flächen.
XIII. Das antarktische Reich beschränkt sich ans das verschmälerte
Ende S.-Amerikas etwa s. von: 40? 3 und auf die antarktischen Inseln. Es
vereinigt die Grasebenen und Disteldickichte der s. Pampas, die Wälder
der s. Anden mit ihrem Reichtum an Schmarotzerpflanzen und die Moore
und Wälder Patagouieus. Das chilenische Waldgebiet ist so eigenartig,
daß hier in der geologischen Vergangenheit eine lange Trennung von den
übrigen Vegetationsgebieten bestanden haben muß. Es zeigt eine gewisse
Ähnlichkeit mit der Pflanzenwelt in S.-Australien und dem südlichen Teile
von Nen-Seeland.
§ 79. Tiergeographie.
Wie die Pflanzen, so sind anch die Tiere fast über die ganze Erde ver-
breitet, ja das Tierleben als Ganzes überschreitet im hohen Norden wie
in der Höhe der Gebirge die Grenzen, an denen das Pflanzeuleben inne-
hält, und in der Tiefe der Meere kennt es anscheinend kaum irgend welche
Grenze. Die einzelnen Arten und Familien aber sind abhängig von ähn-
lichen Bedingungen wie die Pflanzen, von der Temperatur, dem Maße
der Feuchtigkeit, den Nahrungsverhältnissen, die Wassertiere außer-
dem noch vom Mineral- und Salzgehalte der Gewässer. Die Verteilung
der Tiere über die Erde richtet sich jedoch durchaus uicht alleiu uach dieseu
Bedürfnissen, sondern ebenso sehr nach der genealogischen Entwicklungs-
geschichte der einzelnen Arten und nach der geologischen Entwicklung ihrer
Wohngebiete, die iu den Zeiträumen der Erdgeschichte bald getrennt, bald
vereinigt worden sind und dereu Klima ebenfalls dadurch geändert wurde.
Auch die Tiere haben eine bestimmte Heimat, von der aus sie sich freiwillig
nach anderen Gegenden ausbreiteten, oder von der sie durch Strömungen
der Luft oder des Wassers, durch Treibholz oder Eisberge, durch größere
wandernde Tiere oder durch den Menschen nach neuen Wohnsitzen gebracht
wurden. Wie die Pflanzen haben auch sie das Vermögen, sich veränderten
Lebensbedingungen anzupassen.
ii. Von den klimatischen Grenzlinien sind die durch Bodenerhebungen
gebildeten die wirksamsten, da nur die Vögel befähigt siud, die höhereu
Läuderscheiden zu überwinden. Gebirge, die in der Richtung der Parallel-
kreise verlausen, bilden wie der Himalaja eine Mauer zwischen zwei tier-
geographischen Gebieten. Weit langsamer stuft sich das Tierleben vou
Meridian zu Meridian ab. Wie das üppigste Pflanzenleben, so haben sich
aus ganz demselben Grunde die Tropen auch die reichste Tierwelt bewahrt.
Diese hat dort die mannigfaltigsten Formen und meisten Arten, die größte
Beweglichkeit, die lebhaftesten Farben und die schärfsten Gifte. Dnrch die
Wärmeverhältnifse der Meere, zumal durch ihre kalten und warmen Ströme