Object: Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen

Abschluß der Türkenkriege. Der Spanische Erbsolgekrieg. 241 
.Diese scheinbare „Großmut" Ludwigs wurzelte tatsächlich in seiner 
HabgieriMLäud^iM, . Der König hoffte eine Erwerbung 411 .rn.o4.ejL_ 
gegen die alle bisherigen an Umfang und Wert verschwinden mußten,, näm-, 
lich diejenige der spanischen Gesamtmonarchie. Das Erlöschen der 
älteren Linie des Hauses Habsburg stand in sicherer Aussicht. 
An wen sollte nun jenes Reich fallen, welches zwar nicht mehr so mächtig war 
wie zur Zeit Karls V., in dem aber immer noch „die Sonne nicht unter- 
ging"? Dies war die große Frage, die gegen Ende des 17. Jahrh. alle 
europäischen „Kabinette" aufs angelegentlichste beschäftigte. Daß dieselbe 
nicht ohne schwere Kriege entschieden werden könne, sah man allgemein 
voraus. Dafür wollte aber Ludwig seine Kräfte aufsparen und schonen. 
Auch suchte er sich das Wohlwollen der einflußreichen Regierungen zu er¬ 
werben, z. B. der Seemächte (Holland, England), indem er die bisher 
von ihm begünstigten Stuarts fallen ließ und Wilhelm III. als 
König von England anerkannte. 
Von ähnlichen Erwägungen geleitet, strebte der Wiener Hof nach einem, 
wenn auch nur vorläufigen, so doch möglichst ehrenvollen 
Abschluß der Kürkenkriege. Durch die im Westen frei gewordenen 
Truppen verstärkt, erfochten die österreichischen Heere in Ungarn, ge- 
führt von dem Prinzen Eugen, den glänzenden Sieg bei Zenta an 1697 
der Theiß. Weitere Fortschritte wurden gehemmt durch die bedenklichen 
Nachrichten über den Gesundheitszustand Karls II. von Spanien, die 
in Wien einliefen. Deshalb schloß Leopold I. mit den Türken den 
Frieden von Karlowitz, worin ihm ganz Ungarn mit Ausnahme 1699 
des Banats von Temesvar (Gebiet zwischen Donau, Theiß und Maros) 
sowie Siebenbürgen und Slavonien zufiel. 
Nach Beendigung des „Spanischen Erbfolgekrieges" nahm Kaiser 
Karl VI., der zweite Sohn und Nachfolger Leopolds I., die Türkenkämpfe 
wieder aus. Prinz Eugen, „der edle Ritter", gewann die glorreiche Schlacht 
bei Peterwardein und erstürmte zum zweitenmal Belgrad. In dem 1716 
Frieden von Passarowitz bekam nun Österreich das oben genannte 1718 
Banat, dazu noch einen Teil von Serbien mit Belgrad und die Kleine 
Walachei (bis an die Aluta). Diese Gebiete gingen aber in einem weiteren 
Türkenkrieg (1736—1739) wieder verloren bis aus das Banat. Im 
Frieden von Belgrad erhielt Österreich-Ungarn diejenige Südostgrenze, die 1739 
es bis in unsere Zeit beibehalten hat (Save, Donau, Karpaten). 
Der Spanische Krbfotgekrieg. 
Vorgeschichte. 
Wir haben schon wiederholt gesehen, wie die Rücksicht auf das bevor- 
stehende Aussterben der spanischen Habsburger die europäische Politik der 
zweiten Hälfte des 17.Jahrh. fast ausschließlich beeinflußte. Die Rechtslage 
erschien sehr verwickelt. Wie aus nachfolgender Stammtafel hervorgeht, 
kamen als Hauptberechtigte in Betracht: Ludwig XIV. von Frankreich 
Lorenz, Lehrbuch. 16
	        
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