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5. Und wie sie da nach oben
den Blick erschrocken hoben
und sah'n den Engel steh'n,
da staunten sie wohl alle,
wie wenn zum erstenmale
die Kindlein einen Christbaum seh'n.
6. Und rings ob allen Bäumen
sang in den Himmelsräumen
der frohen Engel Schar:
„Gott in der Höh' soll werden
der Ruhm und Fried' auf Erden
und Wohlgefallen immerdar!“ —
7. Drum pflanzet grüne Äste
und hmücket fie aufs beste
mit frommer Liebe Hand,
daß sie ein Abbild werden
der Liebe, die zur Erden
solch großes Heil uns hat gesandt!
3. Ja, laßt die Glocken klingen,
daß wie der Englein Singen
sie rufen laut und klar:
„Gott in der Höh' soll werden
der Ruhm und Fried' auf Erden
und Wohlgefallen immerdar!“
R. Reinick.
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Der Minter.
gie sind versehwunden, die reizenden Tage; sie hinter-
lassen uns niehts als das Andenken an sie, niehts als Bilder
der Vergänglichkeit. Wie hat fich die ganze Gestalt der
Natur vörandert, und wie traurig blickt die Sonne aus trüben
MWolben über Gärten hin, wo Keine Blume mehr blüht, über
Felder, die keine Spur der Ernte mehr zeigen, über Hügel,
Vo der durre Rest des Grases verblichen ist! Der Gelang der
Võgel ist verstummt, nur das eintönige Gekrächze der Krãhen
ersohall duren die kalte Luft. Die Wälder erheben überall
ĩhre falben Häupter, und stürmisehe Nordwinde treiben die
abgerissenen Blatter virbelud umber. Die Berge stehen öde,
nichi mehr belebt von dem Geblöke munterer Herden. Auf
hren dunkeln Abhängen trauert der beraubte Weinltock, kein
Jauchzen der Winzer läbt fien hören. Die Blumenbeete doer
Garten lind verödet. Praurig liegt dis weite Landlchaft vor
uns da; jede helle Parbe ilt verblichen, das sanfte Grün, der
fchönsis dehmuck der PVelder, ist in ein mattes Gelb umge-
Vandelt, und üperall trifft das Auge auf Spuren der Ver-
ganglichkeit. LVin dichter Nebel ist der Gefahrte des Morgens,
nd langsam nur leheidet sich der Tag von der Nacht. — All-
mihliel beeisen sich die Flüsse und Seeen. Da malt die Sonne
bald ihr Bild als glänzende Scheibe auf die glatte PVläche,
bald labt sie wieder äen Krystall in rötlichem Peuer sehimmern.
Die frohpliche Jugend gleitet auf Sehlittsehuhen in gelchicktem
Laufe auf dem Dise umher oder jagt auf Schlitten den Hügel
binab. Die frische Luft hat die Vangen gerötet, und aus den