§. 15. Die Dcecine. Größe. Begrenzung u. Gliederungsverhältnisse. 7S
Genau genommen, müßten unter letztern viele mit dem Namen eines
Meeres belegt werden, aber ihrer geringen Größe wegen hat sich die geo-
graphische Namengebung gegen diese Konsequenz gesträubt. Ueberhaupt muß
man sich erinnern, daß die irrthümlichen Anschauungen der ersten Entdecker
viele Namen eingebürgert haben, welche den ersten Eindrücken derselben ent-
sprachen, so daß eine wissenschaftliche Classificiernng. die alle Erscheinungs-
formen der nämliche-n Kategorie berücksichtigen will, bei der Einführung neuer
Namen auf den Widerstand der Praktiker — in diesen Fällen der Seeleute —
stößt. Der Golf von Mexico ist wie die benachbarte Caribische See durch-
aus als ein Mittelmeer zu bezeichnen und ein Gleiches gilt von der Hudson
Bai. Es ist aber unwahrscheinlich, daß man mit andern Namen hier durch-
zudringen.vermöchte.
Die zwischen Continentalmafsen eingebetteten Meeres-
flächen nennt man Mittelmeere. In diesem Sinn ist auch das
Nördliche Eismeer ein echtes Mittelmeer, das zwischen die Landmassen
der alten und neuen Welt gelagert, nur schmale Zugänge zu den be-
nachbarten Oceanen besitzt. Es ist zwar das größte aller Mittelmeere,
übertrifft aber die größern der übrigen nicht derart, daß man es nicht
mit denselben zusammenstellen könnte. Unter letztern interessieren ins-
besondere die drei Mittelmeere, welche als scheidende Meeres-
stächen je zwischen den drei Nord- und den drei Südcon-
tinenten eingebettet sind (s. S. 171): das Afrikanisch - enro-
päische, welches man bis jetzt allerdings allein mit dem Namen des
Mittelmeers oder des Mittelländischen Meeres zu belegen pflegt,
das Amerikanische zwischen Nord- und Südamerika und das Austral-
asiatische zwischen Südostasien und Australien'). Es ist für dieselben
charakteristisch, daß sie nicht bloß flache Einfenkungen darstellen, welche
durch unbedeutende Hebungen der umgebenden Küsten verschwinden,
wie dies z. B. mit Ost- und Nordsee der Fall sein würde, sondern
daß sie je aus mehreren Becken von fast oceanischer Tiefe be-
stehen, also mit der Bildung der gestimmten Continentalmassen, nicht
etwa nur mit der einzelner ihrer Küstenlinien im engern Zusammen-
hang stehen. Im einzelnen zeigen sie wieder wesentliche Differenzen.
Das Mittelländische Meer im engern Sinn steht nur durch eine schmale
Gasse mit dem Ocean in Verbindung, beim Amerikanischen ist die ganze Ost-
seite nur durch Jnselreihen geschlossen, das Austrat - asiatische zeigt nach drei
Seiten Zugänge, und wird mehr durch Jnselreihen und -Gruppen, denn durch
continentale Küsten begrenzt, so daß man zuerst im Zweifel sein könnte, ob
es als ein Theil des Indischen oder Großen Oceans anzusehen ist. Indessen
ein Blick auf die Karte Ostasiens zeigt uns die Ähnlichkeit im Ausbau der
Inselketten, welche für jene ostasiatischen Meeresbecken so charakteristisch sind,
auch noch auf der gestimmten Ostseite des Austrat - asiatischen Meeres. Die
Westseite ist durch den Bogen der Sunda Inseln ungleich geschlossener als
jene, der Rücken der Inselgruppen und Meeresbecken ist gleichsam dem Indischen
Ocean zugekehrt; es ist ein Bestandteil des Großen Oceans. Je mehr diese
Mittelmeere zwischen die Continentalmassen eingelagert sind, um so größer
muß ihr Einfluß besonders auch in klimatischer Hinsicht sein. In dieser Be-
ziehung ist die Breitenlage und die Richtung der Hauptachse derselben von
>) Berghaus schlägt hierfür die Namen „Westindisches" und „Ostindisches"
Mittelmeer vor. S. Stielkr's Handatlas Nr. 9. Krümmel gibt dem Mittelländischen
Meer den Namen „Romanisches".