Full text: Allgemeine Erdkunde, Länderkunde der außereuropäischen Erdtheile ([Bd.] 1)

§. 28. Die Vertheilung der Pflanzen auf der Erde. III 
also wesentlich nur an den Küsten oder im Innern der Länder in der 
Nähe von Salzquellen vorkommen; die Getreidearten bedürfen, um 
Frucht zu bringen, einer gewisfen Quantität Phosphorsäure u. f. w. — 
Sodann kommt es auch auf den größeren oder geringeren Wasser- 
gehalt des Bodens und der Atmosphäre an. Es gibt einige wenige 
Pflanzen, welche ganz frei im Wasser wachsen, z. B. die niederen 
Formen der Spaltalgen (Diatomeen), aber auch blühende Pflanzen 
(Lemna, Pistia); andere haften wenigstens auf dem Boden der Sümpfe 
oder am Ufer des Meeres fest (so die Meeresalgen), und noch andere 
möchte man amphibische nennen (Torfmoose). Das Wasserbedürfnis 
der Landpflanzen ist ein sehr verschiedenes. Während die einen kaum 
auf Stunden die belebende Fenchtigkeit entbehren können, trotzen andere, 
mit dicken fleischigen Blättern versehen, Monate lang der ansdörrenden 
Glnt der regenlosen Zeit. — Der Einfluß des Sounenlichts ist nicht 
zu unterschätzen. Es gibt Schattenpflanzen (im Innern der Wälder) 
und folche, welche nur im vollen Sonnenlicht gedeihen können. 
Den allergrößten Einfluß aber hat die un g lei ch e V erth eiluug 
der Wärme, wobei im allgemeinen das Gesetz herrscht, daß mit ab- 
nehmender Temperatur (also unter höheren Breitengraden oder auf den 
Höhen der Gebirge) die Zahl der Arten abnimmt, dabei aber die Krypto- 
gamen und Monokotyledonen gegen die Dikotyledonen im Verhältnis 
wachsen. Unter 100 Pflanzen sind am Aequator nur 4, bei uns 
etwa 50, in Lappland 54 Kryptogamen. Außerdem zeigen auch die 
kältereu Gegenden größere Einfachheit in den Formen; die glänzendsten 
und strahlendsten Blüthen, die wunderbarsten Blatt- und Stamm- 
formen, die mannigfachsten Früchte, die schärfsten Gewürze, die ver- 
schiedenartigsten, in Wurzel, Rinde, Frucht abgelagerten, dem Menschen 
nützlichen oder schädlichen Stoffe (Arzneien, Färbestoffe, Gnmmiarten, 
Gifte) finden wir in der heißen Zone. 
Die Ausgabe der Pflanzengeographie ist es zunächst, die Erdoberfläche in 
gewisse große Gebiete oder Provinzen zu gliedern, welche durch die Gefammt- 
heit ihrer Flora sich von den benachbarten Gebieten unterscheiden. Für manche 
Gegenden ist das nicht schwierig, da sich die das Pflanzenleben bedingenden 
Ursachen an ihren Grenzen ziemlich plötzlich ändern. Wir erinnern an die 
Armut der arktischen Flora, deren Verbreitungsgebiet durch die breiten Zonen 
des vorherrschenden Waldes begrenzt wird; an die weiten Gefilde der Steppen, 
Prärieen, Savannen, die durch die gesellig auftretenden Gräser ihr eigenthüm- 
liches Gepräge erhalten und nur auftreten, wo ein Wechsel einer feuchtern oder 
trocknern Jahreszeit sich periodisch vollzieht; an die Wüsten, in denen sich das 
Pflanzenleben auf die Oasen zurückzuziehen pflegt. Andere Gebiete sind nicht 
durch das Vorherrschen einer natürlichen Familie oder Pflanzengruppe charak- 
terisiert, so daß sich ihr Typus nicht durch ein Wort präcisieren läßt. 
In dieser Mannigfaltigkeit gewährt eine ältere Eintheilung der Erd- 
oberfläche in gewisse pflanzengeographische Zonen, die zunächst auch 
als klimatische Gürtel hingestellt werden können und denen im gewissen Sinne 
eben so viele Vegetationsregionen der Gebirge in der Aequatorialzone entsprechen, 
doch einige feste Anhaltspunkte. Diese Zonen gehen natürlich ganz allmählich 
in einander über und ihre Begrenzungslinien lauseu einander so wenig parallel 
wie die Isothermen. Auch müßte man ihre Ausdehnung eigentlich in der neuen 
Welt meist anders fixieren als in der alten, auf welche die Zoneneintheilung, 
welche Humboldt zum ersten Urheber hat, vornehmlich Anwendung findet.
	        
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