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Buch Y. Amerika.
von Panama rechnen. Der Golf von Honduras begrenzt Jucatän
aus der Ostseite, während der stumpfe Vorsprung im Süden desselben
nicht als Halbinsel bezeichnet zu werden pflegt. Er gehört dem Rumpfe
Centralamerikas an, der sich alsdann wieder bedeutend verschmälert und
als Landzunge von 10—15 M., 75—100 Kil., Breite zum (kontinent
von Südamerika hinüberleitet. Die gesammte atlantische Küste Central-
amerikas ist den feuchten Passatwinden ausgesetzt und daher durch
Maremmen fast unnahbar, die Zahl der Häfen ist gering und meist
sind erst Barren zu überwinden. Wenn dennoch einzelne Hafenplätze
am Isthmus einige Bedeutung gewonnen haben, so verdankten sie das
nur dem Umstand, daß sie zum Ausgangspunkt der Ueberlandsronten
erwählt worden sind, zu denen die Schmalheit der Landengen von je
ausgefordert hat. Seit dem Zeitalter der Entdeckungen pflegte man
von Portobello nach Panama zu wandern, neuerdings ist Aspin-
wall oder Colon einige Meilen westlicher von jenem Punkte an seine
Stelle getreten. Im Osten jener Häfen und im I st hm u s von D ari en
tritt die Cordillere hart an die Küste.
In Südamerika ist die vom Antillenmeer bespülte N ordküste
die gegliedertste; bei einem directen Abstand der Endpunkte von 200 M,
1800 Kil., beträgt die Küstenlänge wohl das Doppelte. Zunächst
schneidet der Gols von Dnrien bis zum 8» N. Br. eiu, aber seine
User sind rings sieberschwangere Niederungen, und Barren lagern sich
vor der Mündung des sich in den Gols ergießenden Atrato. Auch
die Hafenplätze an der Münduug des Magdalena sind offene und
feichte Rheden. Durch die Halbiusel Goajira und eine landsest-
gewordene Insel Paraguauä wird am Nordende Südamerikas der
Golf von Maracaibo gebildet, der durch eine schmälere Gasse mit
dem hinter ihm liegenden Süßwassersee, der Lagune von Maracaibo,
in Verbindung steht. Auch hier sind die Ufer niedrig und von Un*
tiefen umsäumt. Aber da, wo die Cordillere von Venezuela, von Süd-
Westen kommend, hart ans Ufer tritt, findet fich eiue treffliche Hafen-
bucht, Puerto Cabello. Im weitern Verlauf begleitet der steil
abfallende Gebirgsabhang die Küste, sendet aber keine schützenden Vor-
sprünge ins Meer, daher es auch hier an Häfen fehlt. La Guayra,
die Hafenstadt von Caracas, hat nur eine offene Rhede. Im Osten
folgt nach einer kleinern flachen Strecke ein zweites Stück einer Steil-
küste, die beiderseits in lange Halbinseln ausläuft, durch welche nach W.
die geschützte Bucht von Cumanä, im O. der Paria Golf vom
Antillenmeer abgetrennt werden. Außerdem begleitet den Nordrand
Südamerikas eine Kette von Felseninseln, die Inseln unter dem
Winde genannt, von denen die östlichste, Margarita, die geräumigste.
Auch die Insel Trinidad, welche dem Paria Golf vorgelagert, ist
als ein abgerissenes Stück Festlandes zu betrachten. Ihre vorgestreckten
Spitzen gestatten nur schmale Zugänge zum Golf, in welchem die Einfahrt
der gewaltigen Aeqnatorialströmnng wegen — Columbus benannte des¬
halb die nördliche Gasse den Drachenschlund (Boca de Drag os)
— gefährlich ist.
Vom Golf von Paria zieht die Küste bis zum Cap S. Roque fast