Full text: Allgemeine Erdkunde, Länderkunde der außereuropäischen Erdtheile ([Bd.] 1)

394 Buch VI. Afrika. 
nach so vielen vergeblichen Versuchen, sich auf Madagaskar festzusetzen, noch 
heute besetzt hält, keine Bedeutung, nämlich Sainte Marie im Osten (17°) 
und Nossi-be an der Nordwestküste (13V20)- Unter den 16000 Seelen, welche 
ans diesen 5>/z lüM. 300 wohnen, befinden sich keine 200 Europäer. 
Was das Innere der Insel betrifft, so ist nach den jüngsten Entdeckungen 
das südliche Drittheil eine flache, trockene Steppe oder Wüste'). Im allgemeinen 
kaum 200m hoch, wird sie nur im Osten durch eine Meridiankette begrenzt, 
welche ihr die feuchten Nordostmonsune entzieht. Unter großer Trockenheit leidet 
der gesammte Westen der Insel. Den nördlichen Theil vom 22° an durch- 
ziehen mehrere Parallelketten in nordsüdlicher Richtung, deren innerste ein lang- 
gestrecktes Plateau einschließen. Von der Ostküste gelangt man über mehrere 
Terrassen zur östlichen Hauptkette, die in etwa 15 — 20 Meilen Entfernung 
jener parallel läuft und sich in der Mitte bis 1800m erhebt. Sie tritt zugleich 
als Hauptwasserscheide auf*). Die größern Ströme entspringen auf ihrem 
Westabhang und erreichen in nordwestlichem oder westlichem Lauf die Insel. 
Die Südwestküste hat nur wenige fließende Gewässer. Das innere Hochland, 
das 1200 m Höhe haben mag, ist keineswegs eben. Insbesondere zieht eine 
Zone vulkanischer Gesteine quer durch die Mitte Madagaskars und bildet im 
Centrum (19V20) die bis 2700m aufsteigende Gruppe der Autärak Berge. 
Die gefammte Bevölkerung der Insel schätzt man auf 2'/2 Millionen. 
Dieselben sind aber höchst ungleich über das große Gebiet vertheilt. Im N. 
des Autärakgebirges haben die H 0 v a eine Hochebene von 500 ciM., 30000 lüKil,, 
inne. Man gibt ihnen 1 Million Seelen, die größtentheils auf einigen sehr 
gut cultivierten Thalebenen (zus. 50 ü>M., 3000 ^Kil.) wohnen. Hier liegt die 
große Hauptstadt des herrschenden Stammes Antananarivo mit 80000 E. 
(1460m), die einzige Stadt von Bedeutung auf der ganzen Insel. Wesentlich 
dünner sind die benachbarten Gebiete bewohnt von den B etsileos und anderen 
verwandten Stämmen der Hova (zus. 700000 E.). Dann solgen völlig menschen- 
leere Landstriche ringsum, insbesondere der Südwesten, wo sich nur an den 
Flußufern Ansiedelungen finden; den Westrand haben dieSakalaven (500000) 
inne, zum Theil durch Militairposten der Hova im Zaum gehalten. Die östlichen 
Terrassen bewohnen die ältesten Eingeborenen, die B etsi m i t sa ra ka (300000). 
Das Regiment der Hova ist ein durchaus despotisches, aber jetzt durch den 
Einfluß, welchen die protestantischen (englischen) Missionare erhalten haben, 
ein mildes, dem Fortschritt zugeneigtes. Jedenfalls geschieht viel zur Hebung 
des ganzen Volkes; doch ist der Handel mit Producten der Rindviehzucht oder 
des Ackerbaus noch gering. Der Hauptverkehr findet von Ta matave (3000 E.) 
an der Ostküste (18°) aus mit Mauritius statt. 
*) S. Grandidier's Kartenskizze der Insel im Lull. Soc. de g^ogr. 1871, 
II, 1:1.850000. Auf derselben ist auch der große, die Insel rings umziehende 
Waldgürtel angedeutet, welcher jedoch nur im Nordosten an die Küste herantritt. 
2) S. die Karte von Central - Madagaskar von Mullens im Journ. R. Geog-r. 
Soc. 1875, 1:760000.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.