Full text: Allgemeine Erdkunde, Länderkunde der außereuropäischen Erdtheile ([Bd.] 1)

§. 90. Staaten und Colonien. — Britisch-Indien. 571 
Stelle der in ungesunder Lage am Kaweri liegenden Residenz Tippu Sahibs, 
Sering ap atam getreten. Doch ist B angalu r n. ö. von beiden (143000 E.) 
noch bedeutender und in Folge seiner Lage auf einem steilen Bergrücken ein 
Hauptbollwerk der Engländer. — 3. Zwischen Kistna und Godawari breitet 
sich der noch am wenigsten erforschte Staat des Nisam (4200 n>M., 
233000 lüKil., mit 9>/2 Mill. E., 1881) aus, dessen stattliche Hauptstadt 
Haideräbad (200000 E.) im Centrum desselben liegt. Unweit davon Gol- 
konda, einst durch Diamantschleisereien berühmt. Im Norden des Godawari 
finden sich bei Aurungabad die Grottentempel von Ellora (20° 9t. ©.), 
ein Gegenstück zu denen in Salsette (s. vor. S.). — 4. Zahlreiche kleine 
Stämme der Ghonds wohnen auf den Höhen zwischen den Centralprovinzen und 
Bengal, die meist noch auf ganz niedriger Stufe stehen. — 5. Im W. dagegen 
gruppieren sich die Lehnsstaaten zunächst um den Busen von Cambay. Ba- 
röda nannten wir unter ihnen schon als den wichtigsten (2 Mill. E.) — 
6. Das Plateau von Malva zerfällt in Dutzende von Gebietsteilen, und 
selbst die Territorien der größern Familien, wie Scindia und Holkar, be- 
stehen, wie die thüringischen Staaten, aus zahlreichen Parzellen; diejenigen, 
welche südlich der Dschamna sich hinziehen, nennt man die Bandelkand- 
Staaten. Im Norden grenzen an diese Gebiete die vorwiegend moham- 
medanischen und noch wenig erforschten Ra d schputana-Sta ate n; ihnen 
gehören noch die Oasen der Wüste Tarr an. — 7. Auch die Sarhind- 
Ebene (s. S. 448) und die Thäler im Süden des Satledsch sind mit zahl- 
reichen Staaten besetzt, in welchen Simla als westliches Sanitarium von 
Bedeutung ist. — 8. Endlich ist das Reich von Kaschmir, ein Rest des- 
jenigen der Sikhs, den Briten jetzt zur Heersolge verpflichtet. Ursprünglich nur 
das schöne Gebirgsthal des Dschilam umfassend, ist es jetzt auf die benach- 
barten Hochthäler ausgedehnt, die aber nur sehr spärlich bewohnt sind. 
Srinagar, die Hauptstadt in schönster Alpenlage (1600 "»), umgeben von 
Seen, fruchtbaren Auen und Schneegipfeln, ist Wallfahrtsort für Hindu und 
Mohammedaner zugleich. Einst Sommersitz des Großmogul, ist sie noch 
immer eine stattliche Großstadt (133000 E.). Von hier ziehen die wichtigsten 
Alpenstraßen über Leh im Jndusthal nach Ostturkestau. 
Von andern europäischen Staaten sind in Vorderindien jetzt nur noch 
Portugal und Frankreich vertreten; jenes mit den verfallenden Plätzen 
Goa und Dam an an der Westküste und Diu auf der Halbinsel Gudscherat 
(zus. 1/2 Mill. Einw. ?), dieses besitzt Mahe an der Mälabarküste, nördl. von 
Kalicut, serner Karikal und Po n d i tscherri, südlich von Madras, und 
Tschandernagar bei Kalkutta (zus. 9 H>M., 500 lHKil., mit V4 Mill. Bew.). 
Ceylon ward 1815 von Holland an England abgetreten und bildet eine 
Colonie für sich (1160 IHM., 64000 >üKil.). Die 23/S Mill. Bew. gruppieren sich 
dichter auf der Südwestseite, wo die Hauptstadt Colombo (100000 E.) zu- 
gleich der wichtigste Ausfuhrhasen der reichen Produete der Insel ist, während 
Point de Galle an der Südwestecke (48000 E.) größere Bedeutung als 
Zwischenstation sür die nach Kalkutta oder Malakka fahrenden Schiffe hat. 
Die Himälaiiastaaten zwischen Hindostan und Tibet gelten zur Zeit noch 
als völlig unabhängig. Unter ihnen ist Nipal mit gemischt tibetanisch-bin-^ 
duischer Bevölkerung (ca. 3 Mill.) der bedeutendste. Von der Hauptstadt 
Katmandu gehen die wichtigsten Paßstraßen nach Tibet hinein. Hindernd 
stellen sich auch Bhutan und die Bergstämme des Ostens dem Vordringen 
der Engländer nach Tibet in den Weg. Doch scheinen sie durchweg schwach 
an Seelenzahl zu sein. 
Von den umliegenden Inseln, welche die Briten gleichfalls in Besitz ge- 
uommen haben, dienen die An dam an en jetzt als Strafcolonie. Diese, sowie 
die Nicobaren haben nur einige Tausende wilder Bewohner. Die Lacca-
	        
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