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verloren. Aber die Helden wankten nicht. Da ließ Jork noch einmal
sein Fußvolk mit dem Bajonette auf die Feinde eindringen, zu gleicher
Zeit kamen starke Husarenabteilungen um das Dorf herum, den Batterien
in den Rücken, die Kanonen wurden genommen, und nun wichen die
feindlichen Reihen bestürzt zurück. Ein vollständiger Sieg ward erfochten.
Die tapfere Preußenschar hatte dem Feinde an fünfzig Kanonen und
mehrere Siegeszeichen nebst 2000 Gefangenen abgewonnen.
3. An dem folgenden Tage — einem Sonntage — ruhten die
Waffen. Napoleon suchte einen Waffenstillstand zu erhalten und schickte
den Gefangenen General Merveldt mit Friedensvorschlägen an den
Kaiser Franz ab. Aber was er vorbringen ließ, fand keine Billigung.
So rüstete man sich auf beiden Seiten zu neuem Kampfe. Beuuigfen
traf noch am Abend des 17. Oktober bei der Hauptarmee ein; der
Kronprinz von Schweden war zur selben Zeit in Breitenfeld,
anderthalb Stunden von Leipzig, angekommen. Somit geboten die
Verbündeten über eine Macht von 300 000 Mann, während Napoleon
nur 150 000 Mann hatte. Das große Netz konnte nun überall noch
enger zusammengezogen werden, nur nach der Abendseite, über Lindenau,
blieb den Franzosen ein Ausweg nach den Usern der Saale und von
da an den Rhein.
4. Am 18. Oktober, dem Entscheidungstage der Völkerschlacht bei 1813
Leipzig,hatte Napoleon den Mittelpunkt seiner Stellung bei Wrobstßeida,18- ßtt
südöstlich von Leipzig, genommen. In der achten Morgenstunde ver¬
kündigte der rollende Kanonendonner den Beginn der Schlacht. Von
allen Seiten drangen gegen die Franzosen bei Probstheida die Ver¬
bündeten an. Napoleons Standort war auf dem Hügel bei einer
durchlöcherten, halbzerstörten Windmühle; nicht weit von ihm hielten
die drei verbündeten Monarchen aus dem späterhin ihnen zu Ehren
so genannten Monarchenhügel. Endlich standen nach heißem Kampfe
die Österreicher, Russen und Preußen um Mittag vor dem in eine
Festung umgewandelten Dorfe, aus dessen Erhaltung die Rettung des
französischen Heeres beruhte. Mit der ungestümsten Tapferkeit drangen
die preußischen Abteilungen in das Dorf ein; aber sie konnten es nicht
behaupten. Immer neue und neue Hausen trieb Murat gegen sie da¬
her, und die Kartätschen schmetterten von allen Seiten in ihre Reihen.
Vor dem Dorfe ordneten sie sich sogleich wieder und stürmten un¬
erschrocken von neuem, aber mit demselben Erfolge. Auch russische
Hausen rückten heran und versuchten die blutige Arbeit. Aber sie ver¬
mochten eben so wenig des Dorfes Meister zu werden. So entsetzlich
war hier das Blutbad, daß die Kämpfenden zuletzt nicht mehr über
die Haufen der Toten hinwegsteigen konnten. Die drei verbündeten
Herrscher sahen die übermenschliche Anstrengung der Ihrigen. Um halb
5 Uhr befahlen sie, das Stürmen aufzugeben und der tapferen Krieger
zu schonen; denn der Sieg war schon an mehreren Orten entschieden,
und schon seit 10 Uhr morgens hatte Napoleon dem General Bertrand
Befehl gegeben, mit feinem Haufen von Lindenau nach der Saale zu
ziehen; das war ein sicheres Zeichen, daß er den Rückzug des ganzen
Heeres beschlossen hatte.
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