Der Pfälzer Mordbrennerkrieg. IV 81—3.
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Brandenburg, und mit dem Kaiser in ein Bündnis wider Ludwig,
der.den gestürzten König an seinem Hof aufgenommen hatte. „Heul
ist der erste Tag meines Königtums," rief Wilhelm, als er das Par¬
lament zur Kriegserklärung vermocht hatte.
In diesem Augenblick zog endlich das Gefühl der Zusammen¬
gehörigkeit wieder durch alle Stämme und Bekenntnisse der Deutschen.
In Gegenwart ihres neuen Kurfürsten eroberten die Brandenburger
Kaiserswerth und Bonn; wie Friedrich III. erschienen die Kurfürsten
von Sachsen und Bayern an der Spitze ihrer Truppen im Feld.
Auch die Bauern erhoben sich gegen die Mordbrenner; als m
der schwäbischen Feste Schorndorf der Rat wegen der Übergabe ver¬
handelte, wählten die Frauen die „bösesten Weiber" zu Anführerinnen
und hintertrieben den Vertrag.
3. Die Franzosen mußten umkehren. Da gebot ihr Kriegsminister
Louvois, den Weg nach Frankreich zu sperren durch eine breite
Wüste. Und sie zerstörten Hunderte von Städten und Dörfern und
stießen die Bewohner in die Winterfalte. Das Schloß zu Heidelberg
wurde gesprengt, die Stadt verbrannt. Von Mannheim blieb kein
Stein auf dem andern; der Dom in Speier ging in Flammen auf,
die Kaisergräber wurden geschändet.
* *3n jenen schlimmen Zeiten mußte der Krieg sich selbst er¬
nähren. Die Heerführung legte den einzelnen Ortschaften eine Steuer
auf und Brannte sie nieder, wenn die Zahlung nicht pünktlich er-
folgte: das nannte man Brandschatzung. Landstriche, die man räumen
mußte, suchte man durch Verheerung für den Gegner „inutil" zu
machen. Die Franzosen aber zerstörten mit kalter Überlegung ein
ganzes blühendes Land. „In die Pracht des Heidelberger Schlosses
flog die Brandfackel; zerrissen wurden die ehrwürdigen Kaisergräber
des Speierer Domes." Eine Denkmünze mit der Inschrift Heidel-
berga deleta (das zerstörte Heidelberg) verkündigte die Großtat der
Mißhandlung der Pfälzer Hauptstadt. Da die Zerstörung nicht voll¬
ständig gelungen war, wurde sie einige Jahre später wiederholt;
diesmal blieb nur der Easthof zum Ritter stehen.
Der Reichsfeldheer, Markgraf Ludwig Wilhelm, fand bei den
ständen keine genügende Unterstützung. Deutschland war äußerst
arm geworden: „Wenn Österreich," meinte Prinz Eugen, „am Rande
des Abgrunds stünde und könnte mit 50000 Gulden oder noch
□ weniger gerettet werden, man brächte das Geld nicht zusammen."□
Äeller, Geschichte. Ausgabe L. Teil HI. fi