Full text: Darstellung der allgemeinen Verhältnisse und Erscheinungen der Völkerkunde (I)

92 Abschn. 2. Von d. geistig. Entwickel. d. Menschh. durch äuß. Einflüsse. 
ziren. Und Dasselbe gilt von dem geographischen (Eilt* 
flusse des Lokales. Wie dieser auf die körperlichen und 
geistigen Eigenthümlichkeiten der Völker einwirkt, in wel¬ 
chem Grade diese Einwirkungen nachzuweisen sind, in¬ 
wiefern dieselben, durch historische Einflüsse, durch die ei¬ 
gene Entwickelung der Völker, beseitigt und in den Hinter¬ 
grund geschoben sind, in welcher Weise sie dennoch fort¬ 
wirken: — das sind Untersuchungen, denen sich die Erdkunde 
unweigerlich unterziehen muß. — 
Drittens aber ist noch ein Element zu berücksichtigen, 
welches der ganzen Betrachtung erst ihren Grnndton, ihre eigent¬ 
liche Basis liefert. Es ist der Einfluß der ursprünglichen, vom 
Schöpfer bestimmten, durch nichts Irdisches vollständig erklärten 
Natu ran läge der Völker. Diese ist, wenn auch die zuletzt 
geuannte, doch jedenfalls die erste und ursprünglichste der 
Ursachen, welche die Individualität der Einzelnen, wie ganzer 
Nationen, forinen und bestimmen, da der Einfluß der Neben - 
Individualitäten und des Lokales erst nach jenem zur Gel¬ 
tung gelangen können. Denn diese wirken von Außen her¬ 
ein, jener von Innen heraus; sie bewegen sich, ganz oder 
theilweise, auf den: irdischen Boden, von dem sie stammen, — 
die ursprüngliche Naturanlage aber ist die unmittelbare 
Mitgift des Schöpfers. — Diese, an sich unerforschlich, wie 
jedes göttliche Wirken, offenbart sich durch den unvertilgba- 
ren Typus der äußeren Erscheinung und noch deutlicher durch 
die Sprache, als die treueste Abspiegelung der in der indivi¬ 
duellen Naturanlage begründeten inneren Stimmung des Ge¬ 
müthes. Da überdies, wie weiter unten näher angedeutet, die 
Sprache als ein besonders charakteristisches Merkmal für 
die Entwickelung der menschlichen Natur angesehen werden 
muß: so ist auch durch diese, — nach W. v. Hnmboldt's 
treffendem Ausdrucke*), — „unmittelbar selbst der Begriff der 
Nation, als eines auf bestimmte Weife fprachbildcnden Men¬ 
schenhaufens gegeben." — Zwar ist es, wie schon bemerkt, — 
*) Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java re. Einleitung 
S. CCXIV.
	        
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