50 Beschaffenheit des Meerwassers.
Das Meer.
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Ungleicher Salzgehalt. Der Salzgehalt des Meeres wird verursacht durch die seit
Iahrmillionen andauernde Verdunstung und durch die Flüsse, welche die vom (yuellwasser
aus dem Gestein des Trdinnern gelösten Salze dem Meere zuführen. Kuch durch vul-
kanische Ausbrüche sollen große Mengen von Salz ins Meer gelangt sein.
Unter den zahlreichen im Meer gelösten Salzen überwiegt bei weitem (fast 78%)
das Kochsalz, von dem auch der vorherrschende Salzgeschmack des Meerwassers herrührt;
der widerlich bittere Geschmack stammt besonders von dem Magnesiumsulfat.
Im allgemeinen beträgt der Salzgehalt des Meeres 3Vs°/o? doch schwankt derselbe
in den einzelnen Gegenden unter besonderen lokalen und klimatischen Einflüssen. Unter
den Durchschnitt geht der Salzgehalt zurück im Ralmengürtel infolge der täglichen, starken
Gewitterregen, in den Meeren höherer Breiten infolge geringerer Verdunstung der zu-
strömenden Süßwassermassen, in den Polarmeeren durch das Schmelzen der aus Süß-
wassereis bestehenden Eisberge, und in mehreren Nebenmeeren, z. B. dem Schwarzen
Meer und der Ostsee, welche „Brackwasser" mit kaum 2% Salzgehalt besitzen, weil sie
durch viele große Ströme mit Süßwasser gespeist werden, höheren Salzgehalt (bis über
4%) haben dagegen die passatgebiete infolge beträchtlicher Verdunstung bei trockener
Luft und lebhaft bewegter See, und einzelne Meeresabschnitte, wie das Mittelmeer und
das Rote Meer, welche im Verhältnis zu der besonders starken Verdunstung geringen
Zufluß von Süßwasser erhalten.
Durch den Salzgehalt wird der Gefrierpunkt des Meerwassers herabgesetzt, und
zwar liegt dieser um so tiefer unter 0°, je stärker der Salzgehalt ist. Während Ostsee-
wasser bei —1° friert, verwandelt sich Ozeanwasser erst bei —2,5° in (Eis. Infolge seines
Salzgehaltes besitzt das Meerwasser ein höheres spezifisches Gewicht als das Süßwasser
der Flüsse- es ist daher auch tragfähiger als dieses, so daß Schiffe, die vom hohen Meer
in Flußmündungen einfahren, dort tiefer einsinken.
Die wechselnde Färbung des Meeres hat seit alters vichter (Homer) und Maler
gefesselt. Die Grundfarbe ist im allgemeinen kobaltblau,- doch vertieft sich die blaue
Färbung mit dem höheren Salzgehalt zu einem Ultramarin- und Indigoblau. In salz-
ärmeren oder durch Plankton und Tang getrübten Meeresabschnitten, über Untiefen und
an flachen Rüsten, wo Flüsse reichlich Sedimente zuführen, zeigt das Wasser eine grün-
liche Farbe. Durch Beimischung von Schlamm nimmt das Meer eine braune Farbe an.
Das „Gelbe" Meer Chinas verdankt seine Farbe dem vom hoangho ihm zugeführten
Löß. Das „Rote" Meer führt seinen Uamen nach zahllosen kleinen Lebewesen von blut-
roter Farbe, das „Weiße" Meer nach kalkigem Untergrund. Die den Meeren eigentüm-
liche Farbe wird jedoch zeitweilig durch den Widerschein des Himmels zumal bei Regen
und Sturm ganz verändert, so daß es sogar tintenschwarz erscheint.
Das Meeresleuchten, ein vielbewundertes Naturschauspiel, wird zumeist durch mi-
kroskopisch kleine Leuchttierchen, die ähnlich unseren Johanneswürmchen Licht entwickeln
können, aber auch durch Tiesseefische verursacht. Es zeigt sich in den Tropenmeeren in
seiner großartigsten Form. Das Licht wechselt nicht nur in Stärke, sondern auch in
Farbe, so daß sich rötliches, gelbliches, bläuliches und grünliches Licht oft in langen
Streifen zeigt.