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24 Vsterreich-Ungarn: III. Völkerleben und Liedelungen.
Reich den europäischen frieden aufrecht zu erhalten und den in ihrer Gesittung noch
rückständigen Völkerschaften den Segen der abendländischen Kultur zu übermitteln.
Ungleiche Verteilung der Bevölkerung. Mit einer Mitteldichte von 70 ist Osterreich-
Ungarn verhältnismäßig gering bevölkert. Doch ist der Grad der Verdichtung sehr ver-
schieden: sie sinkt in den 5llpenländern bis auf 30 und steigt in dem industriereichen
Sudetengebiet bis auf 126, ja in Niederösterreich mit Wien auf 170.
Die Sudetenländer. Eger (30 000), am gleichnamigen Fluß, Verkehrsplatz zwischen
Bayern, Böhmen und Sachsen. Marienbad, Franzensbad, Karlsbad (mit ansehnlicher
Porzellanindustrie) und Teplitz berühmte Badeorte. Reichenberg mit bedeutender Woll-
weberei. Pilsen (80 000), mit weltbekannten Großbrauereien. Das altertümliche (hrad-
schin), erinnerungsreiche Prag an den Ufern der Moldau (230 000), Hauptstadt im Mittel-
punkt des Königreichs mit der ältesten deutschen und einer tschechischen Universität;
bitterer Nationalitätenhader. Budweis, wichtiger holzmarkt. InderMarkgrafschaftMähren
die Hauptstadt Brünn (120 000), mit blühender Tuch- und Lederfabrikation. Troppau
(30 000), Mittelpunkt des Herzogtums Gsterreichisch-Schlesien, Textilindustrie.
Die Alpenländer. In Vorarlberg mit lebhafter Baumwollindustrie: Bregenz an
der Ostecke des Bodensees. Das kleine Fürstentum Liechtenstein am rechten Nheinufer. In
der gefürfteten Grafschaft Tirol das malerische Innsbruck (50 000), an der Brennerbahn.
Die Luftkurorte Meran an der oberen Etsch und Bozen (14 000), am Cisack in Süd-
tirol. Trient (30 000), mit schwunghafter Seidenfabrikation, schon italienischen Tharakters.
Uiva am Gardasee. Im Herzogtum Salzburg das alte Erzbistum Salzburg in ge-
sunder Umgebung (40 000), Wildbad Gastein in den Tauern. Im Salzkammergut Ischl
an der Traun und Gmunden am Traunsee mit starkem Fremdenverkehr. Im Erzherzogtum
Ober-Gsterreich: Linz (70 000), bedeutender Verkehrsplatz an der Donau und an der
„Salzstraße" nach Böhmen. Steyr (20 000), an der Enns, durch Eisen- und Stahlindustrie
das „österreichische Birmingham". Im Erzherzogtum Uieder-Osterreich: Wien (2,1 Million),
am Schnittpunkt der Donau und der Semmeringstraße von der Weichsel und Oder zur
Kdria- die durch Prachtbauten glänzende Reichshauptstadt, der Mittelpunkt von Handel
und Industrie, Wissenschast (Universität) und Kunst (Pflege der Musik: Mozart, Gluck,
haqdn, Beethoven). Im eisenreichen Herzogtum Steiermark: Eisenerz, hauptsitz der In-
dustrie. Das prächtige Graz (150 000), an der Mur und Semmeringbahn, bedeutende
Bildungsanstalten- Marburg an der Drau (30 000). Im Herzogtum Kärnten: Der
Flecken Bleiberg, bedeutende Bleifundstätte. Klagenfurt (30 000), mit 75 % deutscher
Bevölkerung im slowenischen Sprachgebiet.
Die Uarstländer. Im Herzogtum Krain: Laibach (40 000), mit Eisenindustrie.
Idria, ansehnliche Ouecksilberbergwerke. Edelsberg, berühmt durch seine 8 km lange, ver¬
zweigte Felsengrotte. Im Küstenland: Görz, das „österreichische Nizza". Triest (220 000),
heute die „Königin der Kdria" durch bedeutenden Levantehandel (Österreichischer Lloqd;
Endpunkt der Semmering- und Tauernbahn). pola (40 000), Kriegshafen nahe der Süd-
spitze Istriens. In dem zu Ungarn gehörigen Königreich Kroatien-Slawonien: Fiume
(40 000), ausblühende Hafenstadt. 5lgram (60 000), nahe der Save- am Winkel zwischen
Save und Donau das freundliche Weinland Syrmien. Bosnien mit Herzegowina, seit
1879 unter österreichischer Verwaltung kulturell sehr gehoben, wurde 1909 endgültig
in Besitz genommen. Hauptstädte Sarajewo (40 000) und Mostär (20 000). Im König-
reich Dalmatien: Zara, Spälato, Uagüsa und Tättaro, malerisch gelegene, kleine
Küstenplätze.