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Würde hatte er die höchste Vorstellung. Die Krone, die er einzig und
allein Gottes besonderer Gnade zu danken meinte, setzte er nie auf das
Haupt, ohne zuvor gefastet zu haben. Wer sich gegen seine Majestät erhob,
in dem sah er einen Frevler an Gottes Gebot.
Die Stadt Magdeburg, die Otto vor allen andern erhöht hatte, und
die ihn als ihren Gründer ansehen kann, hat sein Andenken schon vor
alters durch ein ehernes Standbild geehrt. In dem prachtvollen Dome
ruhen jetzt inmitten des hohen Chors die Überreste des großen Kaisers
nicht weit von der Ruhestätte der guten Königin Editha. Ein prunkloses
Denkmal bezeichnet die Stelle, eine der denkwuüͤrdigsten in unserem Vater—
lande; denn dort ruhen die Gebeine des einzigen deutschen Kaisers, dem
Mitwelt und Nachwelt den Namen des Großen nicht verweigert haben.
W. v. Giesebrecht.
63. (73.) Line alte Geschichte.
1. Einst sals in Sommertagen ein deutscher König am Rhein,
or labte sich am Bade und trank den kühlen Wein,
hat siegreich jüngst geschlagen im Osten den blutigen Strauls,
nun ruht er mit Behagen von seinen Kämpfen aus.
2. Doch drüben auf Frankreichs Throne kocht einer alten Groll,
der aller Listen Meister und aller Ränke voll;
sein Thron will aus den Fugen, den leimt' er gern mit Blut,
und deuehte seinen Augen das Land am Rheine gut.
3. Und als er heimlich gerüstet, da griff er rasch zur Wehr,
ergoss dureh Lotharingen sein wildes, wüstes Heer.
Der Deutsche will's nicht glauben, er glaubt an Ehr' und Treu';
jetzt steht er auf im Zorne, die Mähne sehüttelt der Leu.
4. Er ruft des Reiches Fürsten, die stehn für einen Mann:
„Der Schimpf, der dir geboten, ist allen angethan.
Wir leisten Heeresfolge, vir rollen die Banner auf;
wir sammeln unsre Völker, wir kommen all' zuhauf!“
5. Da sehiekt der König Boten dem welschen Widerpart:
„Nieht Überfall und Eidbruch ist deutscher Braueh unäd Art;
du brichst den Krieg vom Zaune, du sollst ihn haben, den Krieg!
Gott riehto unsre Sache und helfe dem Rechte zum Sieg!“
6. Und wie die Bäche zu Strömen, die Ströme sieh sammeln zum Meer,
so flutet aus allon Gauen zusammen das deutsche Heer;
schnurstracks Paris entgegen wälzt es den Siegeslauf,
pflanzt auf Montmartres Höhen des Reiches Adler auf.
T. Und als zum Kreuæ gekrochen der welsche Schalk und Schelm,
da sehmũüekt' der Heldenkönig mit Dichenlaub den Helm,
z20g neu mit seinem Schwerte des deutschen Reiches Mark
und sprach: „Iabt Dank, ihr Fürsten; die Eintracht macht uns starke!“
8. Und fragt ihr mich nach Namen: Wer, wo und wie und wann?
so wilst: Otto der Zweite, so hiels der deutsehe Mann;