Full text: Geographische Verkehrslehre für Schulen und zum Selbstunterricht

1. Der Schiffahrtsverkehr. 47 
begründen geholfen und in vielen Fällen zu deren Blüte die einzige 
Existenzbedingung geboten hat, durch die ungeheuere ßristuTtgsfähigfeit der 
Eisenbahnen bort ihrer hohen Stufe herabgedrängt und oft nni auf geringe 
sotate Bedeutung angewiesen worden, ^zn den von Eisenbahnen noch nicht 
durchzogenen Landmassen unseres Erdballes bildet aber die Flußschiffahrt 
den gewichtigsten, das Verkehrsleben reicher Gebiete belebenden Faktor, 
dessen Hebung und Ausdehnung im Interesse der Eingeborenen und der 
europäischen Kolonisten gelegen ist. 
Eine große Wichtigkeit werden die Flußdampferfahrten wieder erlangen, 
wenn es gelungen sein wird, die künstlich angelegten Wasserstraßen 
(Kanäle), sei es durch Erweiterung des Bettes, sei es durch Regulierung 
der Flußlüufe, der Schiffahrt nutzbarer zu machen, als dies bis jetzt der 
Fall ist. Die meisten Kanäle sind nur für kleine Schiffe passierbar (in 
Schweden und Holland), wohl auch einige für Dampfer, z. B. der Göta-, 
Dalsland-, Stromsholms-, Hjelmare- unt> Söderteljekanal, der Nordsee¬ 
kanal; erst dann werden sie in Wahrheit ganze Strom-, ja Meeresgebiete 
verbinden, wenn sie sür das einzige lebensfähige Vehikel des Wasserverkehrs 
der Zukunft, die Dampfer, allüberall passierbar sind. 
Die meiste Bedeutung hat das Kaualwesen in den Niederlanden 
(3079 km), wo seit dem 12. Jahrh., als Flandern wegen seiner centralen 
und günstigen Lage der Stapelplatz für den Handel zwischen Nord- und '^üd- 
europa zu werden begann, ein vortreffliches Kanalnetz entstanden ist, das 
ein hohes Erträgnis abwirft und dem Lande in mancher Beziehung die 
Eisenbahnen ersetzt. Im Jahre 1873 wurde in den Niederlanden der 
„Niederländische Nordseekanal", eines der größten Wasserbauwerke der Gegen¬ 
wart, vollendet, welches die Stadt Amsterdam von der Znhderfee gänzlich 
unabhängig gemacht hat. Frankreich besitzt ein vortreffliches Kanalnetz 
(5039 km), das aber an der Wasserarmut der Flüsse leidet. Nichtsdestoweniger 
hat es im Kanal de Briare (Seine-Loire), in dem bis zu einer Höhe von 
300 m über dem Meere aussteigenden Kanal von Languedoc (Garouue- 
Mittelmeer) der auch für Seeschiffe projektiert ist und 407 km betragen 
soll, im Kanal du Centre (Loire-Saone), in dem Rhein-Marne- 
Kanal, in dem von St. Quentin (Schelde-Somme), in dem von Be- 
sanyon (Saone-Rhone-Rhein) und dem von Burgund (Rhone-Seine), 
dem Oftkanal (Maas-Saone), dann in den zahlreichen Cananx lateraux 
an den kleineren und an den seichteren Flüssen gute künstliche Wasserwege, 
ebenso England (6135 km Binnenwasserstraßen) namentlich in dem Grand- 
Trnnk-Kanal (Trent-Mersey), dem Bridge water- ftridschuäter^ Kanal, 
der Liverpool und Manchester verbindet, dem Grand-Junction - ^Tschonkt-
	        
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