Full text: [Teil 5] (Teil 5 = (Für Untersekunda))

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Reine Mongolen sind die Kalmücken an der unteren Wolga. Durch ganz 
Europa verstreut wohnen die Juden und die Zigeuner. 
Die Religion. 
Fast ganz Europa gehört der christlichen Religion an, und zwar gehören die 
Slawen vorzugsweise zur griechisch-orthodoxen Kirche, die romanischen Völker 
und ein Teil der Germanen zum römisch-katholischen und die nördlichen Germanen 
zum evangelischen Bekenntnisse. 
Auch der Islam war früher in Europa weit verbreitet, hat sich aber wieder 
nach Asien zurückgezogen und herrscht jetzt nur noch auf der Balkanhalbinsel 
und in kleinen Teilen von Südrußland. Die Kalmücken sind Anhänger des Buddhis¬ 
mus, die Juden haben, entsprechend der Idee vom Gottesstaate, ihre eigene 
Religionsform. 
Die Staaten. 
Die heutige Staatenbildung von Europa stammt erst aus dem Mittelalter. 
Im allgemeinen entspricht sie der Schichtung der Völker in ostwestlicher Richtung 
und sucht auch der Nationalität der Bewohner zu entsprechen. Als national einheit¬ 
liche Staaten kann man Norwegen, Schweden, Dänemark, die Niederlande, 
Portugal, Italien, Serbien, Bulgarien, Rumänien und Griechenland bezeichnen. 
Auch Frankreich und Spanien haben nur sehr geringe fremde Beimischungen. In 
Großbritannien bilden die Iren, in Deutschland die Dänen, Franzosen und Polen 
und in Rußland die Polen, Letten, Esthen und Finnen einen großen Bruchteil, 
■ der auch politisch hervortritt. Belgien besteht zu gleichen Teilen aus Wallonen und 
Flamen, die Schweiz aus Deutschen, Franzosen und Italienern und die 
österreichisch-ungarische Monarchie ist in Deutsche, Polen, Tschechen, Slowenen, 
Slowaken, Kroaten, Italiener und Magyaren vollkommen zerspalten. Auch in 
der europäischen Türkei stehen Türken, Albanesen, Serben, Bulgaren und Griechen 
einander schroff gegenüber. 
Konfessionell sind die nördlichen Staaten Europas fast durchweg evangelisch, 
die südlichen fast vollständig katholisch und die meisten südöstlichen orthodox. 
Die übrigen Staaten zeigen eine Mischung verschiedener Konfessionen. 
Die Verfassung ist bei den meisten Staaten Europas die konstitutionelle 
Monarchie, nur die Schweiz und Frankreich sind Republiken. 
Die meisten Staaten haben Besitzungen in außereuropäischen Erdteilen. 
Ursprünglich hatten die Spanier und Portugiesen die Vormacht zur See und 
teilten sich in der Zeit der großen Entdeckungen in die neu aufgefundenen Erdteile. 
Aber schon ein Jahrhundert später begannen Frankreich, die Niederlande und 
England in Ost- und Westindien ihnen ihre Besitzungen zu entreißen und unbe¬ 
setzte Länder zu erwerben. In späterer Zeit gewann der Inselstaat England immer 
mehr die Oberhand und namentlich gelang es ihm im Spanischen Erbfolgekriege, 
im Siebenjährigen Kriege und in den napoleonischen Kriegen einen leil der franzö¬ 
sischen und niederländischen Besitzungen zu gewinnen. Es verlor zwar 1789 seine 
nordamerikanischen Besitzungen zum größten Teile, hatte aber dafür das ganze 
Australien erworben. In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann Frankreich kräftig 
für den Erwerb von Außenbesitzungen zu arbeiten und fast ein halbes Jahrhundert 
später trat auch Deutschland als Wettbewerber auf, während Spanien und Portugal 
ihre meisten Besitzungen verloren. Das russische Reich breitete sich ebenfalls sehr
	        
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