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setzten den Rücken an und schoben es hinunter zum Wasser nach 
dem Takt des hohlen Aufsanges eines riesig gebauten Fischers, 
dessen Refrain ganz lustig lautete: 
Ich hisse und Du holst — hurrah, hurrah, hurrah, 
Chor: Ich trinke, Du bezahlst — hurrah, hurrah, hurrah. 
Diese Worte standen im eigenthümlichen Gegensatze zu dem 
düstern Ernst, mit dem sie gesungen wurden, mit dem sie Alle 
auf einmal Kehrt machten, die Hüte abnahmen, niederknieten und 
die Stirn an die Planken lehnten. Einige Augenblicke verharrten 
sie in dieser Stellung; aber kein Laut ertönte von ihren Lippen. 
Schweigend beteten sie zu dem Herrn des Windes und der Wellen, 
schweigend erhoben sie sich, schoben das Boot ganz hinaus ins 
Wasser, sprangen hinein und ergriffen die Ruder. Unter gleich¬ 
mäßigem Zuge glitt das kleine Fahrzeug über die Meeresfläche 
hin und entschwand bald in dunkler Ferne. Ein Mann blieb 
zurück. Es war ein Greis; aber noch hatte das Alter nicht seine 
rothbraunen Locken gebleicht, die sein runzeliges Gesicht be¬ 
schatteten, obgleich es seinen breiten Rücken etwas gekrümmt 
hatte. Nachdem er lange unbeweglich mit den Händen in den 
Seitentaschen den Aussegelnden nachgesehen hatte, drehte er sich 
um, kam langsam auf mich zu und bot mir einen aufrichtigen 
„guten Abend!" — Wir wurden bald vertraut mit einander. Ich 
begleitete ihn nach seinem Hause ein wenig landeinwärts, nahe 
einer der größten Dünen, hier Sandmilen genannt. Nicht weit 
vom Hause blieb er stehen, sah sich um und beobachtete den 
Himmel. Als wir darauf den letzten Hügel hinabgingen, äußerte 
er mit bedenklicher Miene: „Es ist Lurk im Wetter." „Was 
will das sagen?" fragte ich. „Nichts weiter," lautete die Ant¬ 
wort, „als daß wir bald eine Veränderung bekommen." — Hier¬ 
auf lud er mich zum Abendbrot und zur Nachtherberge in seinem 
schmucken, inwendig wohlversehenen Hause ein. Ich nahm das 
wohlgemeinte Anerbieten an und ward wirklich von ihm und 
seiner Frau mit einer Gastwirthschaft bewirthet, die man nicht 
herzlicher unter den Zelten der Beduinen findet. Im süßen Ge¬ 
fühl der Ruhe und Sicherheit, im Gegensatze zu der mühsamen 
und gefährlichen Nachtarbeit der fortgesegelten Fischer auf dem 
treulosen Meere, schlummerte ich auf dem weichen Kissen des
	        
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