Full text: [Teil 5] (Teil 5 = (Für Untersekunda))

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ausgebaut und befestigt wurde. Ostende ist vorwiegend Personenhafen als Über¬ 
fahrtshafen nach London. Antwerpen hat zwei Drittel des gesamten belgischen 
Schiffsverkehrs und 90% des Tonnengehaltes. Gent, das neben Brügge im Mittel¬ 
alter einer der bedeutendsten Geldmärkte war, blüht jetzt, nachdem es wieder für 
Seeschiffe erreichbar ist, von neuem auf. 
Die Niederlande. 
Die Niederlande sind nach ihrem Bodenbau eine Fortsetzung der westfälischen 
Tieflandsbucht und durch natürliche Grenzen von ihren Nachbarländern nicht 
geschieden. 
Die Küste war ursprünglich eine geschlossene Dünenküste, zerfällt aber 
jetzt in drei Abschnitte, das Mündungsgebiet von Schelde, Maas und Waal, eine 
zusammenhängende Dünenküste und die westfriesische Inselreihe vor der erst 
im 13. Jahrhundert eingebrochenen Zuidersee. 
Selbständige Flüsse besitzt das Land nicht, wohl aber die Mündungen des 
Rhein (Yssel), Lek und Waal und der Maas und Schelde. 
Der Wasserablauf ist ungenügend, deshalb findet sich viel Moorbildung. 
An vielen Stellen ist der Deltaboden der Flüsse bis unter den Meeresspiegel einge¬ 
sackt. Dieses Gebiet muß durch Deichbauten vor dem Meereseinbruch geschützt 
werden und wird durch Kanäle und durch Pumpwerke trocken gehalten. 
Das Klima ist durchweg ozeanisch mit einer Mittelwärme von 10° und der in 
Anbetracht der Flachheit des Landes hohen Niederschlagsmenge von 70 cm. 
Die Bevölkerung ist durchweg germanisch und besteht zu drei Vierteln 
aus Holländern, zu 12% aus Friesen, zu 10% aus Flamen und 3% aus Deutschen. 
30% des Landes sind öd, enthalten aber viele wertvolle Torfmoore. Die be¬ 
baute Fläche, wovon 63% Ackerland und Wiesen und 7% Wald sind, wird durch 
Trockenlegung von Mooren und Meeresteilen beständig vergrößert. Der Boden 
ist als Schwemmland sehr fruchtbar und erzeugt viel Getreide. Zuckerrüben, 
Hopfen und Hanf sowie Kartoffeln vermögen aber ebenso wenig wie die Viehzucht 
den Bedarf der Bevölkerung zu decken. In einigen Gegenden wird sehr viel Samen- 
und Blumenzucht getrieben. In den Marschgebieten züchtet man Kinder als Milch- 
und Mastvieh, in den Geestgebieten und auf den Inseln Fleischschafe. 
Die Bodenschätze sind nur gering. Die Kohle an der belgischen Grenze reicht 
bei weitem nicht aus, deshalb benutzt man den Torf zur Feuerung. Aus dem Rhein- 
schlamm wird Lehm zur Ziegelbrennerei gewonnen, außerdem verwendet man 
Fayence-Erde zu Delfter Fliesen und als Pfeifenton. 
Die Industrie schließt sich vornehmlich an die Landwirtschaft an und erzeugt 
Butter und Käse, Zucker und Schokolade, sowie Branntwein. Der Schiffbau, 
in dem Holland früher der Lehrmeister der europäischen Staaten war, ist durch 
den deutschen Wettbewerb sehr gedrückt. In einigen Gegenden werden Segel¬ 
tuche hergestellt, in Amsterdam sind die bedeutendsten Diamantschleifereien. 
Wegen seiner Lage am Westrande von Europa, zwischen Deutschland und 
England und an der Mündung von drei großen Strömen sind die Niederlande 
durch großen Durchgangsverkehr ausgezeichnet. Die Wasserstraßen übernehmen 
vollkommen die Rolle der Landstraßen und sind den Eisenbahnen an Länge 
überlegen (5000 zu 4000 km). Die belebteste Wasserstraße ist der Rhein wegen 
seiner Nähe am Rheinisch-Westfälischen Industriegebiete. Maas und Schelde
	        
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