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Unter den Weltmeeren steht bezüglich des Verkehrs der Atlantische Ozean
an erster Stelle. Er trägt etwa dreimal so viel Handelsgüter wie der Stille und
Indische Ozean zusammen. Das liegt einesteils an seiner ziemlich gleichmäßigen
Breite, andernteils an den günstigen Strömungs- und Flutverhältnissen und
schließlich daran, daß er von Kulturländern eingerahmt wird. An ihm liegen
drei Viertel der größten Häfen:
London, Neuyork, Hamburg, Antwerpen, Liverpool, Rotterdam, Cardiff,
Marseille und Konstantinopel, während am Stillen Ozean nur ein Viertel liegt:
Singapore, Hongkong und Schan-Hai.
Für Deutschlands Dampferlinien kommen drei Wege über den Atlantischen
Ozean in Betracht:
Der Nordatlantische Weg führt von Hamburg und Bremerhaven nach
Neuyork; die Engländer befahren ihn von Liverpool, die Franzosen von Le Havre,
die Niederländer von Rotterdam aus. Im Winter tritt als Endhafen vorzüglich
Halifax in den Vordergrund. Die Amerikaner benutzen von Baltimore, Boston
und Philadelphia aus hauptsächlich Antwerpen als europäischen Hafen. Unsere
beiden großen Schiffahrtsgesellschaften: die Hamburg—Amerikanische-Paketfahrt-
Aktiengesellschaft und der Norddeutsche Lloyd, stehen bezüglich der Leistungs¬
fähigkeit, Schönheit und Sicherheit ihrer Schiffe mit an erster Stelle und legen
die Schnellfahrt nach Neuyork in kaum sechs Tagen zurück.
Der Mittelatlantische Weg führt nach Mittelamerika und dient namentlich
dem Baumwollenverkehr. Die Fahrzeit von Hamburg nach Neu-Orleans beträgt
20 Tage. Der Südatlantische Weg geht von Bremen nach Brasilien und ebenso
von Hamburg nach brasilianischen Häfen in 30 Tagen. An die Hauptlinie schließt
sich eine Küstenfahrt zu fast allen südamerikanischen Häfen an, die sich auf der
pazifischen Seite bis nach Nordamerika fortsetzt.
Für den französischen Verkehr kommt hauptsächlich Le Havre, für den
italienischen Genua in Betracht.
Dampferlinien, die von Deutschland nach anderen Erdteilen gehen, sind:
die Hamburg—Ostafrika-Linie, die in Verbindung mit der Woermann-
Linie und der Hamburg-Amerika-Linie uns mit Ost-, Süd- und Südwestafrika
verbindet und Afrika auf beiden Seiten umfährt,
die Ostasiatische Linie, die in 56 Tagen Yokohama erreicht,
und die von Bremen ausgehende Australische Linie, die Bremerhaven in
53 Tagen mit Sidney verbindet. An diese letztere schließen sich die Dampfer an,
die unsere deutschen Kolonien in der Südsee besuchen. Der Segelverkehr Deutsch¬
lands bewegt sich von Hamburg um das Kap Horn nach der Westküste von
Amerika (die einfache Fahrt dieser ,,Salpeterfahrer“ dauert 3x/2 Monat), und von
Bremen um das Kap der Guten Hoffnung nach Hinterindien (Reisfahrer).