Full text: [Teil 2] (Teil 2 = (Für Quarta))

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Europa herrschenden. Die Winde haben mehr nördliche Richtung und bringen 
wenig Niederschläge. Während die gebirgigen Teile des Innern zeitweise unter 
ziemlich beträchtlicher Kälte leiden, sind die Küsten stets frostfrei. Eigentümlich 
ist dem Ägäischen Meer ein regelmäßig wechselnder Wind, die Etesien. Sie kommen 
im Sommer vom heißen Lande her und wirken aufklärend, so daß der Himmel 
im tiefsten Blau erstrahlt; im Winter wehen sie umgekehrt; sie erleichtern den 
Griechen die_ Fahrt auf dem Ägäischen Meer. 
Das Donaugebiet ist mit schönen Laubwäldern bewachsen, die an Deutsch¬ 
land erinnern. Besonders gut gedeihen fruchtbare Eichenwälder, die in einigen 
Gebieten Veranlassung zur Schweinezucht gegeben haben, während in den trockenen, 
dem Ackerbau und dem Waldwuchse weniger günstigen Strichen Ziegen und 
Schafe die wichtigsten Haustiere sind. Im S. kommen Ölbäume und Wein vor 
und an manchen Stellen reift sogar die Dattel. Südlich vom Balkan ist wegen 
des vor den kalten Nordwinden geschützten Klimas die Rosenkultur zu hoher 
Blüte gelangt. Unter den Tieren erinnern manche schon an Asien, z. B. der Schakal, 
die Bezoarziege und der auf den bergigen Inseln vorkommende Mufflon. Während 
die eigentliche Halbinsel infolge ihrer trockenen Sommer und der früher betriebenen 
Wald ver wüstung für den Ackerbau kaum noch geeignet ist, sind an der Donau 
fruchtbare Gebiete in sorgfältige und ertragreiche Pflege genommen. 
Die Bevölkerung der Balkanhalbinsel ist sehr gering; wohl in erster Linie 
deshalb, weil infolge der Türkenherrschaft die Kultur des Landes gelitten hat 
und die Verhältnisse heute so unsicher sind, daß größerer Gewerbebetrieb nicht auf¬ 
kommen kann. Sogar die alten römischen Straßen und Bergwerke liegen verödet. 
Die Halbinsel ist sehr buntscheckig zusammengesetzt, im allgemeinen aus Griechen 
und Slawen gemischt, zu denen die Türken kommen. Im S. wohnen Griechen, 
die, wenn auch nicht körperlich reine Nachkommen der alten Hellenen, so doch 
geistig jedenfalls ihre Nachkommen sind. Besonders zeichnen sie sich durch ihr 
gewecktes, allerdings auch unbeständiges Wesen aus und durch ihre große Neigung 
zu Handel und Schiffahrt. Die nördlich davon wohnenden Slawen treiben in 
erster Linie Ackerbau. Sie haben sich teilweise mit den Griechen vermengt. Im N. 
nehmen den westlichen Teil des Landes, wo früher die Illyrier wohnten, jetzt die 
Serben ein, und die Bulgaren halten zu beiden Seiten im Osten, wo früher das Gebiet 
der Thrazier war, den Balkan besetzt. Nach NW. schließen sich die Kroaten, 
jenseits der Donau nach NO. die Rumänen an. 
Während das kleine Volk der Griechen in alter Zeit durch heldenhafte Kämpfe 
es vermocht hatte, den Ansturm der Perser gegen Europa zurückzuschlagen, 
gelang es später den Türken, den Rest des oströmischen Reiches zu erobern und 
sich im Jahre 1453 sogar in den Besitz von Konstantinopel zu setzen. Die ganze 
Halbinsel fiel ihnen anheim, nur die Westküste blieb selbständig, besonders wahrte 
der kleine Bergstaat Montenegro (d. i. schwarze Berge) seine Unabhängigkeit. 
Seit Anfang des vorigen Jahrhunderts befreite sich Griechenland von dem tür¬ 
kischen Joch und im Laufe des Jahrhunderts sind noch mehrere Teile von dem 
türkischen Staate abgebröckelt. 
Fast sämtliche nichttürkische Bewohner der Halbinsel gehören der griechisch¬ 
orthodoxen Konfession an, während die Türken sich zum Islam bekennen. 
Das Königreich Griechenland (Hellas) nimmt den S. der Halbinsel ein und 
besitzt auch eine größere Anzahl von Inseln. Das Land ist namentlich infolge
	        
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