Full text: [Teil 2] (Teil 2 = (Für Quarta))

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Uralgebirge steigt das Land sehr allmählich an. Der Ural erreicht bei einer be¬ 
deutenden, alle europäischen Gebirge übertreffenden Länge nur die Höhe unserer 
Sudeten und kann an mehreren Stellen bequem von Straßen und Eisenbahnen 
überschritten werden, besonders bei Jekaterinburg, wo die Paßhöhe noch nicht 
400 m erreicht. Nach 0. fällt er steiler ab, nach N. setzt er sich in mehreren Inseln 
fort und nach S. teilt er sich in mehrere Kämme. Steiler und höher ist das Jaila- 
gebirge, eine westliche Fortsetzung des Kaukasus und mit ihm im Winter durch die 
eisbedeckte Straße von Kertsch verbunden. 
So ist Rußland besonders nach W. und 0. dem Verkehr geöffnet, dem es 
auch im Innern des Landes keine Hindernisse bietet. Da es die bequemste Ver¬ 
bindung mit Asien hat, war und ist es das Durchzugsgebiet der von Asien nach 
Europa vordringenden Kriegs- und Handelsunternehmungen, aber auch der 
Zwischenträger von Krankheiten, besonders der Cholera. Anderseits begünstigt 
die Bodenform den Ackerbau, besonders im S., wo sich äußerst fruchtbare Ge¬ 
biete befinden. 
Die Flüsse kommen bei dem Fehlen von höheren Bergen fast alle aus der 
Mitte des Landes und strömen von dort nach allen Seiten auseinander; die nach 
S. gerichteten erreichen ihr Ziel durch einen eigentümlichen Knick ihres Laufes. 
Sie alle haben riesige Wassermengen, die besonders zur Zeit der Schneeschmelze 
auf lange Zeit hin für den Verkehr vollkommen ausreichend sind, können leicht 
miteinander verbunden werden, haben aber den Nachteil, daß sie einen großen 
Teil des Jahres hindurch mit Eis bedeckt sind. Immerhin bilden sie vorzügliche 
Verkehrswege. Der größte von ihnen und zugleich der größte Strom von Europa 
ist die Wolga (d. i. der Große Fluß). Sie empfängt zwei große Nebenflüsse, die 
Oka (spr. Aka) mit der Moskwa und die Kama und mündet mit einem großen 
Delta in das Kaspische Meer. Ihre und des gleichfalls ins Kaspische Meer mün¬ 
denden Uralflusses Wassermengen reichen aber nicht aus, um die verdunsteten 
Wassermengen wieder zu ersetzen; deshalb liegt der Spiegel dieses größten Binnen¬ 
sees der Erde 26 m unter dem des Mittelländischen Meeres, und ein breiter Küsten¬ 
streifen bildet eine unter dem Meeresspiegel liegende große Senke, eine sogenannte 
Depression. In dieser befinden sich größere und kleinere Salzseen. Der zweit¬ 
größte Fluß ist der in das Schwarze Meer mündende Dnjepr, der durch seine Neben¬ 
flüsse mit der Weichsel in Verbindung steht. An seinem Zuflüsse Pripet dehnen 
sich große Moorstrecken, die Rokitnosümpfe, aus; im Oberlaufe bekommt er als 
Zufluß die in der Geschichte bekannt gewordene Beresina. Nach S. strömen ferner 
der Dnjestr und der Bug in das Schwarze Meer und der Don in das flache Asowsche 
Meer. In das Baltische Meer fließen der Njemen (d. i. der Deutsche Fluß), der auf 
deutschem Gebiete den Namen Memel führt, die Düna und die Newa. Die in das 
Weiße Meer fließenden nördlichen Ströme, die Dwina und die Petschora, liegen 
in einer so kalten Gegend, daß sie nur einen kurzen Teil des Jahres hindurch für 
die Schiffahrt in Betracht kommen. 
Große Seebecken ziehen sich von dem Finnischen Meerbusen herüber zum 
Weißen Meere. Die beiden größten, der Ladogasee und der Onegasee, sind mit¬ 
einander durch einen Flußlauf verbunden, stehen durch die Newa mit der Ostsee 
und durch einen Kanal mit der Wolga in Verbindung. Der südwestlich von ihnen 
gelegene Peipussee hat ebenfalls einen Abfluß zum Finnischen Meerbusen. Nördlich 
davon liegen zahllose Seen, so daß man Finnland als das Land der tausend Seen 
bezeichnet hat.
	        
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