Full text: Die nichtdeutschen Staaten Europas (Neue Folge)

- 20 — 
Wasser und zu >Lande auf das erfreulichste vertieft und bereichert 
worden, und was verdankt nicht z. B. die Heilkunde den Engländern? 
Jenner ist der Erfinder der Schutzpockeuimpsung, und Lister machte 
die epochemachende Entdeckung der antiseptischen Wundbehandlung. — 
In Bezug aus die technischen Fortschritte sind die Engländer geradezu 
die Begründer der modernen Maschinenindustrie. James Watt als 
Erfinder einer derart vervollkommneten Dampfmaschine, wie sie bis 
aus den heutigen Tag angewandt wird, kann als der schöpferische Titan 
des ganzen gegenwärtigen industriellen Zeitalters angesehen werden, 
wo allein in England gegen (30000 Dampfmaschinen mit gegen 
4 Millionen Pferdekräften arbeiten. Fulton führte den modernen 
Dampfbetrieb der Schiffsbewegung ein, und auf Stephenson ist die 
Anlage der ersten Eisenbahnen zurückzuführen. 
Das mag genügen. Es wäre ein müßiger Streit, entscheiden 
zu wollen, welchem von den beiden Völkern, dem englischen oder dem 
deutschen, die Palme der größeren Verdienstlichkeit aus geistigem Ge- 
biete zuzuerkennen sei. Es ist wesentlich auch heute noch so wie bei 
der Vision in dem oben erwähnten Klopstockschen Gedichte, wo er die 
beiden Musen gleichmäßig im Siegesläufe an sich vorbeistürmen 
sieht, dann aber in dem Staubgewölk nicht mehr entscheiden kann, 
welche zuerst an das Ziel des Lauses gelangt ist. Freuen wir 
Deutsche uns, daß wir gegen einen so tüchtigen Rivalen ankämpfen 
müssen; um so ehrenvoller ist der Wettstreit. Wenn wir manche 
nationalen Eigentümlichkeiten der Gegner nicht recht sympathisch 
finden, so mögen wir an das Lessingsche Wort denken, daß „der 
Knorr den Knubben hübsch vertragen muß". Und will uns mitunter 
der Unmut über manche Anmaßung und Kränkung gar zu sehr über- 
mannen, so denken wir schnell an das Jahr 1814, wo die Engländer 
unseren Blücher aus den Schultern herumtrugen und aus Leibes- 
kräften Blücher for ever fchrieen, oder an die neueste Thatsache, 
wo einer der edelsten deutschen Söhne, Max Müller, in Oxford lebte, 
sich behaglich sühlte und an der Verbrüderung der beiden ihm nahe- 
stehenden Nationen unablässig arbeitete.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.