Die Mittelmeerländrr.
3jla§ Bcittelmeer war für die Alten die Thalatta, der Inbegriff
des Meeres und aller maritimen Interessen. Der Okeanos
verschwamm für sie im Dämmerlichte, und so blieb es wesentlich bis
1492, wo das dritte Zeitalter der Menschheit, nämlich nach dem
potamischen und thalassischen das oceanische begann. So erscheint
diese große Wasserellipse (2 Millionen □km) mit ihren beiden
Brennpunkten Athen und Rom seit der Zeit des Altertums hoch-
bedeutsam. Heutzutage hat sich dieser Ruhm etwas verflüchtigt; wir
können das Mittelmeer eigentlich nur als Durchgangsmeer betrachten,
seitdem der Kanal von Suez den Zugang zu dem Indischen und
Stillen Ocean mit ihren weitaus wichtigeren Handels- und Lebens-
interessen eröffnet hat. Das Mittelmeer zerfällt in eine Menge
einzelner Becken und Buchten mit sehr verschiedener Tiefe. Das
Adriameer ist wie unsere Ostsee stach, das Asowsche Meer (palus
Maeotis der Alten) sogar so seicht, daß tiefer gehende Seeschiffe es
gar nicht befahren können, und daß es in jedem Winter zufriert,
und auch sonst finden sich an den Meerengen unterseeische Land¬
rücken, so daß z. B. über der von den Engländern Adventures ge-
nannten Bank zwischen Sicilien und Afrika <ca. 120 km breit) das
Meer nur etwa 60 m Tiefe hat und sich deshalb auch durch allerlei
Tücken auszeichnet. „Die Araber tauften das Kap Bon das ver-
räterische Kap, und die Griechen wagten es lange Zeit nicht, aus dem
östlichen in das westliche Becken des Mittelmeeres überzugehen." Sonst
hat das Mittelmeer aber auch sehr bedeutende Tiefen, so die fast
oceanischen Abgründe im Süden von Kreta <4000 m) und die ^eile
des Meeres südwestlich von Genua. Weil die Alten daran gewöhnt
waren, das Mittelmeer als ein abgeschlossen für sich bestehendes Ganze
zu betrachten, so entstand auch die Sage, daß der Timavus (jetzt
Timavo) in dem kalkigen Plateau in der Nähe von Trieft die n7]yr]
fraXäTT)]g sei, der Quell des Meerwassers.
Das Mittelländische Meer ist allerdings darin eigentümlich, daß
bei seiner Lage in warmein, fast heißem Klima die Verdampfung
größer ist als der Zufluß von süßein Wasser. Daraus erklärt sich