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§ 21. Mitteleuropäische Zeit.
1) Mit Rücksicht auf den Eisenbahnverkehr rechneten schon
seit längerer Zeit die einzelnen Städte nicht mehr nach ihrer
mittleren Ortszeit, sondern es war die Ortszeit der Hauptstadt
für das ganze Land oder für einen Teil desselben maßgebend
(Münchener Zeit für die sieben rechtsrheinischen Kreise Bayerns,
Stuttgarter Zeit für Württemberg, Wiener Zeit für Österreich :c.).
Bei Ländern, welche eine große Ausdehnung von Osten nach
Westen haben sz. B. Rußland, Vereinigte Staaten Nordamerikas ?c.)
war selbstverständlich die Einführung einer für das ganze Land
geltenden gemeinschaftlichen Zeit unmöglich.
2) Im letzten Dezennium des verflossenen Jahrhunderts
haben sich verschiedene europäische Staaten, welche nicht zu weit
von einem und demselben Meridiane entfernt liegen, geeinigt,
die gleiche Zeit einzuführen. In Deutschland, Österreich, Schweden,
Norwegen, Dänemark, Schweiz, Italien, Bosnien, Serbien und
in der westlichen Türkei wurde die für den 15. Meridian östlich
von Greenwich geltende mittlere Sonnenzelt als Normalzeit an-
genommen. Diese Zeit heißt die mitteleuropäische Zeit.
In der Nähe des 15. Meridianes liegt die pommerische Stadt
Stargard, weshalb derselbe auch Stargarder Meridian genannt
wird. Die mitteleuropäische Zeit (zur Abkürzung mit M. E. Z.
bezeichnet) ist also fast gleich der für Stargard gültigen mittleren
Sonnenzeit. — In England, Belgien, Holland und Spanien sind
die Uhren nach dem Greenwicher Nullmeridian gerichtet. Die
von diesen Uhren angegebene Zeit heißt die westeuropäische
Zeit (W. E. Z.). In Bulgarien, Rumänien und in der östlichen
Türkei ist die osteuropäische Zeit (0. E. Z.) eingeführt, welche
sich nach dem 30. Meridiane richtet. In den übrigen europäischen
Staaten ist die mittlere Zeit der Hauptstadt für das ganze Land
maßgebend. Hienach ist:
W. E. Z. = M. E. Z. — 1\
0. E. Z. = M. E. Z. + 1\
Französische Zeit — M. E. Z. — 50m,
Portugiesische Zeit — M. E. Z. — lh 37m,
Griechische Zeit — M. E. Z. -f~ 35rn,
Russische Zeit = M E. Z. + lh l'n.
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