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Fäulnis heimgesucht ist, was traurig zu finden ist und weder gesund
noch angenehm zu essen. Schon die Kinder, welche Erdbeeren zum
Verkauf im Walde suchen, kennen den Brauch, die besten Früchtchen
obenauf zu legen, die unansehnlichen aber nach unten zu packen, wo
sie dann durch den Druck und durch die schlechte Gesellschaft noch
schlechter werden. Wer nun ordentlich zusieht, daß er nicht betrogen
werde, der handelt zu seinem eigenen und auch zu des Verkäufers
Vorteil.
2. Übrigens kommt Ähnliches auch vor beim Handel im Großen.
Ja, es gibt ganze Menschen, bei denen das Beste oben liegt. Wenige
sind durch und durch gleich gut; bei manchen liegt auch das Beste
unten. Johannes Troian.
50. Von der Ehrlichkeit.
Vor fremdem Gut bewahr die Hände, sonst nimmt's einmal ein
schlimmes Ende. — Wie gewonnen, so zerronnen. — Der Hehler ist so
schlimm wie der Stehler. — Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen.
Der Vollksmund.
Frage nicht, was andre machen,
acht auf deine eignen Sachen.
Bedenk nur: Ehrlich sein
ist doch das beste;
ist auch kein Glanz dabei,
stehst du doch feste.
Betrüge nicht, du hast nicht Rast
noch Ruh', wenn du betrogen hast.
Nur zum Guten brauch die Hände;
was du tust, bedenk das Ende.
Robert Reinick.
Matthias Claudius.
Robert Reinick.
51. Untreue schlägt den eigenen Herrn.
1. Als in dem Kriege zwischen Frankreich und Preußen ein Teil
der französischen Armee nach Schlesien einrückte, waren auch Truppen
vom rheinischen Bundesheere dabei, und ein deutscher Offizier
wurde zu einem Edelmanne einquartiert und bekam eine Stube
zur Wohnung, wo viele sehr schöne und kostbare Gemälde hingen.
Der Offizier schien recht große Freude daran zu haben, und als er
etliche Tage bei diesem Manne gewesen und freundlich behandelt
worden war, verlangte er einmal von seinem Hauswirt, daß er ihm
eins von diesen Gemälden zum Andenken schenken möchte. Der Haus—
wirt sagte, daß er das mit Vergnügen tun wolle, und stellte seinem