III. Völkerleben und Siedelungen.
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Baumroollinöuftrie. Die sonnigen Hügelgelände der Bodenseegegenden tragen auch Reben,
und dazu gewinnt der Obstbau immer mehr Ausdehnung.
vas )uraland nimmt durch seine Uhrenherstellung eine WeltsteNung ein.
Der unfruchtbare Kalkboden läßt den Niederschlag im durchlässigen Gestein bald versickern,
so daß er sich zum Ackerbau wenig eignet und auch den Viehherden nur dürftige Weide
bietet. 5o sah sich die Bevölkerung zu gewerblicher Tätigkeit gedrängt und hat sich in
der Herstellung von Taschenuhren eine reiche Erwerbsquelle erschlossen. Auch die Herstellung
von Spieluhren und Musikinstrumenten ist wichtig.
III. a) Gesamtbetrachtung, vas dichtest besiedelte Mpenland der Erde. Da
eine starke Zuwanderung von fremden stattfindet, der Schweizer aber nur vorübergehend
sein Brot im Ausland sucht, zählt der Staat 3 V2 Millionen Einw.
Trotz völkischer, sprachlicher und kirchlicher Unterschiede politisch ein einheit-
liches Volk mit freier Verfassung. Die Südschweiz ist wie im Landschaftscharakter so
auch nach Bevölkerung und Sprache italienisch. Der W (Waadtland, Iura, Genfer See)
gehört dem französischen Sprachgebiet an. Fast drei viertel der Gesamtbevölkerung ist
schwäbischen Stamms und spricht deutsch. Die größere Hälfte bekennt sich zum reformierten
Glauben, die kleinere Hälfte (besonders jenseits des Gebirges) ist römisch-katholisch.
Ursprünglich gehörte die Schweiz zum alten deutschen Reiche. Im 14. Iahrhundert
schlössen, in ihrer Freiheit bedrängt, die drei Urkantone Schwyz, Uri und Unterwalden
am vierwaldstätter See eine Lidgenossenschaft (Tellsage), welche sich durch den Anschluß
der Nachbargaue in ihrer Selbständigkeit zu behaupten wußte. 1648 wurde die Los-
lösung der Schweiz anerkannt, heute bildet das Land eine von einem Bundesrat regierte
Republik, welche die im einzelnen ziemlich selbständigen Rantone umfaßt.
Siedelungen. Im Alpenland herrscht die Cinzelsiedelung vor. Das sogenannte
Schweizerhaus, ein bräunliches Blockhaus mit flachem, steinbeschwertem Schindeldach, welches
über die umlaufenden Galerien weit vorspringt, ist den Rlimabedingungen angepaßt.
Geschlossene Besiedelung findet sich nur an bevorzugteren Verkehrspunkten. In der Süd-
schweiz: Lugano am gleichnamigen See, ein vielbesuchter Luftkurort, ebenso wieSt. Rtoritz
im Tngadin und Davos östl. vom ersten Rheinknie (Abb. 18). Airolo (A-irohlo) auf der
Südseite, Göschenen auf der Nordseite des Gotthardtunnels. Interlaken zwischen Bri-enzer
und Thuner See an der Pforte zum Berner Oberland, hauptplatz des Fremdenverkehrs.
Das Vorland ist der verkehrsreichste und bevölkertste Teil der Schweiz. Genf
(120 000), das Westtor der Republik, durch landschaftliche Reize wie durch reges Handels-
leben und blühende Industrie gleich hervorragend- dazu Vorort des französischen Geistes-
lebens in der Schweiz. Am windgeschützten Nordufer des Genfer Sees eine Reihe an-
mutiger Luftkurorte, besonders das auch für Wissenschaft und Verkehr wichtige Lausanne
(60 000), ferner Vevey (Wewe) und Montreux (INontroh). Am Bogen der Aare die
altertümliche Bundeshauptstadt Bern mit Universität (80 000). Luzern, inmitten präch-
tiger Naturumgebung an der Nordwestecke des vierwaldstätter Sees auf beiden Ufern
der Reuß, wichtiger Verkehrsmittelpunkt (B.-A. 21). Zürich in gleicher Lage am Züricher
See mit 180 000 E., größte Stadt des Landes- hauptplatz der Seidenherstellung und
durch mancherlei Bildungsanstalten Vorort des deutschen Geisteslebens in der Schweiz.
St. Gallen (50000), durch ehemalige Benediktinerabtei uralte Kulturstätte- heute durch
Weberei hervorragend.
Das Iuraland ist mit Ausnahme der Gewerbeplätze spärlich bevölkert. Thaux de
Fonds (Schoh d' Fong) mit 40 000 E., Hauptort der Uhrenfabrikation. Bafel (130 000)