Full text: [Band 3 und 4, [Schülerband]] (Band 3 und 4, [Schülerband])

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nach Gibraltar. Ebenso flutet der Strom aus dem Atlantischen 
Ozean durch die Meerenge von Gibraltar die Südküste von Europa 
entlang bis zum Archipel. Demnach macht das Wasser im Mittel¬ 
meer eine kreisförmige Bewegung, die von der Schiffahrt wohl be¬ 
achtet und benützt wird. Wer auf dem Mittelmeere von Europa 
nach dem Morgenlande fahren will, hält sich an die europäische 
Küste, und wer von da zurück will, an die afrikanische; das be¬ 
obachtete man schon zu den Zeiten der Kreuzzüge und früher und 
auch noch heutzutage. 
B. 
Das Mittelmeer hatte stets hohe Bedeutung für die Kultur 
und den Handel Europas. Die Phönizier eröffneten die Schiffahrt 
aus ihm, ihnen folgten die Griechen, später aber liefen die Römer 
allen den Rang ab. Fast 200 Jahre währte der Kampf zwischen 
diesen und den Karthagern; es war ein Kampf auf Leben und Tod, 
aus dem endlich Rom siegreich hervorging. Die Römer wußten wohl, 
daß der das Zepter der Welt trägt, der das Meer beherrscht. Zur 
Blütezeit des Mittelmeerhandels verkehrten an der afrikanischen Nord¬ 
küste 400 Städte miteinander, während jetzt daselbst kaum 20 von 
einiger Handelsbedeutung sind. 
Die Insel Sizilien, diese Perle des Mittelmeeres, war einst 
mit so vielen großen und volkreichen Städten besetzt, wie man jetzt 
kaum im ganzen übrigen Italien zusammen findet. An der Küste 
von Afrika lag Karthago, das, durch das herrschsüchtige Rom zwei¬ 
mal an den Rand des Verderbens gebracht, sein Haupt immer 
wunderbar schnell wieder erhob. An der schmalen syrischen Küste 
lag Thrus, das dem mächtigen Nebukadnezar 13 Jahre lang trotzte 
und, nachdem es endlich doch der Waffengewalt dieses Eroberers 
unterlegen, als neues Tyrus neben den Ruinen des alten glänzender 
wieder emporblühte. Das tätige Volk der Phönizier richtete seine 
ganze Aufmerksamkeit auf Handel und Gewerbetätigkeit; das Land, 
das sie bewohnten, trieb sie dazu an; denn zum Landbau war es 
wenig geeignet und auch zu klein. Ihr Handel ging teils zu Lande 
mittels der Karawanen, teils zur See, wozu sie die ersten Seeschiffe 
bauten. Arabien gab Weihrauch und Myrten, Zimt, Edelsteine 
und Elfenbein; Armenien Eisen, Stahl und Pferde; Persien und 
Babylon Sklaven, Kupfer und Putzwaren; Ägypten baumwollene 
Zeuge; Gold und Silber holten sie aus Spanien, Zinn von den 
britischen Inseln und Bernstein kam ihnen von der Ostseeküste zu.
	        
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