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Steinheil und dem Amerikaner Morse (mors) verdanken. Die erste
Leitung wurde 1833 in Göttingen eingerichtet, in allgemeinen Gebrauch
gelangte der Telegraph aber erst in den 40er Jahren. Die Leitungen
auf dem Lande sind vorwiegend oberirdisch, zum Teil aber auch
unterirdisch (Kabel). Einen gewaltigen Aufschwung nahm das
Telegraphenwesen, als 1851 die erste unterseeische Verbindung (durch
Seekabel oder Kabel kurzweg) zwischen Dover und Calais hergestellt
wurde; 1866 wurde bereits Europa mit Amerika durch ein Kabel ver-
bunden. Ganz neu ist die Erfindung der drahtlosen oder Funken-
telegraphie, um die sich besonders der Italiener Marconi und
die Deutschen Slaby und Arco verdient gemacht haben. Seit 1897,
wo die ersten Versuche in England gemacht wurden, hat sie sich mächtig
entwickelt, doch ist nicht zu erwarten, daß sie die Drahttelegraphie ver-
drängen wird. Sie dient besonders zur Verbindung der Schiffe mit
dem Lande und erwies sich auch zu militärischen Zwecken in unzivili-
sierten Ländern als sehr nützlich.
§ 267. Die Länge der Telegraphenlinien ist jetzt dreimal so groß
wie die der Eisenbahnlinien. Die Elsenbahnen entlang finden wir sie
überall, aber wir finden sie auch dort, wo noch keine Eisenbahnen sind,
wie z. B. im chinesischen Reiche. Verhältnismäßig wenig entwickelt ist
das Telegraphenwesen in Südamerika, wo große Teile des Innern
(wie das Amazonasbecken) dieses Verständigungsmittel noch entbehren,
und noch weniger in Afrika, dem einzigen Erdteil, der keinen Über-
landtelegraphen besitzt und wo überhaupt Landtelegraphen nur in Län-
dern mit geordneten Verhältnissen (Ägypten, Algerien, Tunis, außer-
tropisches Südafrika) eine Rolle spielen. Nichtsdestoweniger sind bereits
alle wichtigeren Hafenplätze telegraphisch miteinander verbunden. (Vgl.
D. Sch.-A. 46/47.)
Im W. beginnen die Weltlinien in den westamerikanischen Hasen-
Plätzen von Vancouver bis Valparaiso, llberlandtelegraphen
führen an die Ostküste, wo sich von Kanada bis La Plata die atlan¬
tischen Kabel nach Europa anschließen. Von hier führen zwei
Hauptlinien zum Großen Ozean: 1) der sibirische llberlandtelegraph
(durch das südliche Sibirien, ungefähr entlang der Eisenbahn) bis Niko-
lajewsk und Wladiwostok, danu nach Japan und China; 2) die vorder-
asiatische Linie durch Kleinasien und Mesopotamien und dann teil-
weise mittelst Kabel nach Bombay, wo sie sich mit der Suez-Kabel-
linie (durch das Mittelländische und Rote Meer) vereinigt. Von
Bombay verläuft die südliche Linie nach Madras, dann unterseeisch nach
Singapore und teilt sich hier a) in die ostasiatische (China, Japan)