288 Kursus III. Abschnitt IV. § 165.
Augusta am Spencergolf und Palmerston am Port Darwin. Die westliche Hälfte des
Kontinents wurde wiederholt unter verschiedenen Breiten entweder von den Stationen der
Telegraphenlinie nach W. (Warbnrton 1873, Forrest 1874) oder vom Meere nach den-
selben (Gilcs zweimal, 1875 und 76) durchkreuzt.
Durch diese Reisen ist überall die Wüstennatur der inneren Gebiete erwiesen worden.
b) Stellung. Australien zeigt in seiner ganzen Physiognomie unter allen
Erdteilen am meisten das Gepräge des höchsten Alters; trotzdem ist es wegen
seiner ungünstigen Stellung am spätesten bekannt und in den Kreis der Kultur-
gezogen worden. Australien nimmt die Mitte der Wasserhalbkugel ein und ist
von den großen Verkehrszentren, dem mittelländischen Meere und dem atlan-
tischen Ozean, unter allen Erdteilen am meisten abgelegen; es konnte daher von
Europa aus spät erreicht und erst seit der EntWickelung der ozeanischen Dampf¬
schiffahrt dauernd für die Kultur gewonnen werden. Selbst von dem nahen Asien
hat der Australkontinent trotz der Jnselverbindnng wegen der Natur der trennenden
Meere keine Einwirkung erfahren; dieselbe hat sich nur auf die australische Insel-
Welt erstreckt, welche von Asien die Bevölkerung erhalten hat. Die Bevölkerung
Australiens ist auf der niedrigsten Stufe der Kultur und Gesittung stehen geblieben.
c) Horizontale, vertikale Gliederung und hydrographische Verhältnisse.
Der Stellung entspricht die ungünstige Natur der horizoutaleu und vertikalen
Gliederung und der hydrographischen Verhältnisse. Australien besitzt wie Afrika
eine geringe Gliederung; seine Glieder betragen nur Vs«- des Rumpfes.
Uuter den wenigen Meerbusen dringt allein der Golf von Carpeutaria tiefer in
den Erdteil; indes hat derselbe wegen seiner versumpften, schwer zugänglichen
Ufer für den Erdteil auch keine größere Bedeutung. Die Nordostküste wird
durch das große Barriereriff von dem offenen Meere abgeschlossen. Auch hiu-
sichtlich der vertikalen Gestaltung hat Australien insofern mit Afrika Ähnlichkeit,
als es auch überwiegend aus Hochlaud besteht, welches in einem uoch größeren
Umfang wie das afrikanische den Charakter der Wüste und Steppe zeigt und für
die Kultur unbrauchbar ist; auch die Tiefebenen, welche mit dem Hochlande
vielfach die Wüsten- und Steppennatur teilen, eigueu sich hauptsächlich für
die Viehzucht und in beschränktem Maße für den Ackerbau. Nur im SO.
finden sich höhere Gebirge, welche jedoch nirgends in die Schneeregion hinein-
ragen. Dieser Umstand bedingt die große Wasserarmut Australiens. Die
Flüsse, welche nicht von ausgedehnten Schneefeldern oder Gletschern gespeist
werden, lösen sich in der trockenen Jahreszeit in einzelne Sümpfe auf oder
versiegen gänzlich; in der Regenzeit dagegen vermögen sie die Wassermassen in
ihrem wenig entwickelten Bett nicht zu fassen und überschwemmen die Ufer-
gegenden. Die Flüffe können als natürliche Verkehrsstraßen für die Kultur keine
Bedeutung haben.
ä) Klima. Das Klima eines großen Teils von Australien wird durch die
Lage der Gebirge im 80. bestimmt; dieselben zwingen die 80.-Passate, welche hier
das ganze Jahr hindurch wehen, zur Kondensierung ihrer Dunstmassen, so daß sie
die iuuereu Tief- uud Hochebenen trocken erreichen. Während also die 80.-Küsten
zu allen Jahreszeiten reichliche Niederschläge empfangen und sich bei einem ge-
mäßigten Klima vorzugsweise zur Kolouisieruug eignen, leiden die inneren -lies-