98 Der mittlere Lauf des Rheines. §. 54.
hält und sich in die Aar ergießt.—Die Limmat (zwischen der Reuß und dem
Vorderrhein) entspringt unter dem Namen Linth am Tödi, durchfließt das
Nordende des von hohen, steilen Felsen umgebenen, schmalen Walenstader-
Sees und gelaugt durch den Linth-Canal in den Züricher-See. Dieser
(8V2 St. lang, 1 St. breit) ist von saust ansteigenden Hügelu umgeben, welche
mit so zahlreichen und 'wohlgebauten Ortschaften, Landhäusern u. s. w. besetzt
sind, daß sie fast eine zusammenhangend: Stadt zu bilden scheinen; an der
schmälsten Stelle (bei Rapperschwyl) führt eine hölzerne Brücke über den See.
Der schiffbare Abfluß bildet am Nordwestende bei Zürich die Limmat, welche
den Jura (bei Baden) durchbricht und der Aar zufließt.
Sowohl der Vierwaldstätter- als der Züricher-See haben fchou lange Haupt-
Verkehrsstraßen zwischen Deutschlaud uud Italien gebildet.
d. Der mittlere Lauf des Rheines, von Basel bis Bonn, zer-
fällt ebenfalls in zwei Abtheilungen: den Lauf in der oberrheinischen
Tiefebene bis Bingen und den Durchbrach durch das uiederrheinische
Bergland bis Bonn; jener Theil heißt auch der Oberrhein, die letz-
tere Abtheilung dagegen der Mittelrhein.
aa. Der Oberrhein (40 M.) ist in seiner südlichen Hälfte in
zahllose Arme gespalten, voll sandiger Inseln und Untiefen, daher für
die Schifffahrt wenig geeignet. Die Städte uud daher auch die Heer-
und Eisenstraßen finden sich hier nicht an den sumpfigen, häufigen
Überschwemmungen ausgesetzten Ufern, sondern meist in einiger Ent-
fernung vom Strome, am Fuße der im O. und W. die Tiesebeue
begrenzenden Gebirge, des Schwarzwaldes und desWasgaugebirges. Von
Straßburg abwärts smmeln sich die Gewässer mehr in einem ein-
zigen Bette, das nun tiefer und schiffbarer ist, die Ufer werden zu-
gänglicher nnddaher näher an sich auch die Städte immer mehr dem
Strome.
Unter den Nebenflüssen des Oberrheius ist im W. die Jll (lat. Alsa,
im Mittelalter Ell genannt) als Lebensader des Elsaß durch Läuge (27 M.)
nnd Schiffbarkeit (Eanal zum Doubs, einem Zuflüsse der Saoue-Rhoue)
bemerkenswerth. Während auf der Westseite die Bedeutung der Neben-
flüfse des oberrheinischen Beckens von N. nach S. abnimmt, zeigt sich
auf der Ostseite gerade das umgekehrte Verhältuiß; die drei südlichen:
die Elz mit der Dreisam, die Kinztg, die Mnrg sind unbedeutend
im Vergleich zu deu beiden nördlichen: Neckar (46 M. lang) und
Main (56 M. laug). Diese beiden in ihrem untern Lanse parallel
strömenden Nebenflüsse bilden ein Verbmdungsglied zwischen den beiden
größten deutschen Stromgebieten, der Donau uud dem Ithein, nameut-
lich vermittelt der Main eine solche Verbindung durch die Annäherung
der Regnitz an die Altmühl. Seit der Vollendung des fchou von Karl
dem Großen projectirten, aber erst von König Ludwig I. ausgeführten
und nach ihm benannten Donau-Main- oder Ludwigs-Eanals (zwischen
Altmühl uitd Regnitz) ist eine ununterbrochene Wasserstraße zwischen
jenen beideit Hauptströmen Mitteleuropas, und also zwischen der Nord-
see und dem schwarzen Meere, eröffnet.
Der Neckar, welcher ein mit der Donau benachbartes Quellgebiet hat,
entwickelt sich erst vom Beginn seines untern, nordwestlichen Laufes (bei Heil-