§ 95. Deutsch-Gst-Afrika.
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den Europäern zuträglicher. Die mittlere Jahrestemperatur des Hochlandes
beträgt etwa 20». Das innere Hochland ist im allgemeinen trocken, regen-
reich dagegen die Küstenniederung und die eigentlichen Gebirgsgegenden.
Die Bevölkerung Dentsch-Ost-Afrikas bilden vorwiegend Bantu-
V öl!e.rr-iueiji. friedliche, Ackerbau treibende Stämme, deren wirtschaftliche
Entwicklung bisher gehemmt wurde durch die Sklavenjagden der Araber
und durch die Einfälle der räuberischen Massai, einen den Galla verwandten
Stamme, die von ihrem eigentlichen Sitz, dem Leikipia-Platean, oft
weit nach 8. streifen um ihren Viehstand durch Beraubung der Bantn-
Stämme zu vermehren. Die deutsche Schutztruppe gewährt jetzt der Be-
völkerung gegen sie den nötigen Schutz. Die Bevölkerung der Küste ist
ziemlich gemischt. Die Hauptmasse bilden die Suaheli, ein mit Arabern
stark vermischter Bautu-Stamm. Daneben finden sich an der Küste zahl-
reiche Araber (meist Großgrundbesitzer) und indische Kaufleute, welche noch
jetzt den Handel mit dem Innern teilweise in Händen haben. Die Gesamt-
bevölkernng Deutsch-Ost-Afrikas beträgt ruud 10 Millionen, darunter
4590 Europäer.
Ein großer Teil Deutsch-Ost-Afrikas ist gutes Weideland, aber auch für Acker-
und Plantagenbau sind weite Gebiete geeignet. Auch gestatten die klimatischen Ver-
Hältnisse in einem großen Teil des eigentlichen Hochlandes die Besiedlung durch Euro-
päer. Bisher siud nur die Gebirgslandschaften Usambara (Abb. 60) und Pare und
das Kilima-Nscharo- und Meru-Gebiet von Deutschen (neben diesen auch Buren, Russen,
Griechen) besiedelt. Gebaut wird hauptsächlich Kaffee, Zuckerrohr, Baumwolle der
Kautschukbaum, in dem trockenen Vorland die vorzügliche Bastfasern liefernde Sifal-
LlMve, in West-Ufambara und am Mern Mais, Weizen und europäische Obstsorten.
Daneben bedeutende Viehzucht auf den vorzüglichen Hochweiden des Usambara- und
Meru-Gebirges. Die Eingeborenen-Kulturen liefern hauptsächlich Bananen, Mais und
Hülsenfrüchte.
Durch die Eisenbahnbauten hat sich Deutsch-Ost-Afrika wirtschaftlich sehr ge-
hoben. Der Handel ist schon jetzt ein recht bedeutender. Hauptausfuhrartikel sind:
Elfenbein, Kautschuk, Sesam-Ol, Kopal (ein dem Bernstein ähnliches erhärtetes Harz),
Fasern der Sisal-Agave, Kaffee; unter den Einfuhrartikeln nehmen Baumwollstoffe
die erste Stelle ein, sodann landwirtschaftliche Maschinen und Geräte und das Betriebs-
Material für die Eisenbahnen. Unter allen deutscheu Kolonien ist jedenfalls Deutsch-
Ost-Afrika die wertvollste und zukunftsreichste.
Deutsch-Ost-Afrika ist in 22 Bezirke eingeteilt. Von diesen sind aber
die drei nordwestlichen (im Zwischenseengebiet) nur Resideuturen sür die
beiden ziemlich unabhängigen Reiche Ruanda und Urnndi, in welchen
die durch ihren riesenhaften Körperwuchs ausgezeichneten Watnssi, ein
allerdings mit Negern stark vermischter hamitischer Stamm über die Bantn-
Neger herrschen. Dieses Gebiet ist eins der fruchtbarsten und das am dich-
testen bevölkerte von Deutsch-Ost-Afrika. An der Spitze der Kolonie steht
ein kaiserlicher Gouverneur. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung und
Sicherheit dient eine aus Farbigeu gebildete Schutztruppe unter dem Be-
fehl deutscher Offiziere und Unteroffiziere. Hptst, ist Dar-es-Salam,
30 000 Einw., Sitz des deutschen Gouverneurs, bester und geräumigster
Hafen der ganzen Küste. Zwar ist der Eingang durch Korallenriffe einge-
engt, aber doch breit und tief genug, um selbst großen Kriegsschiffen die
Einfahrt zu ermöglichen._ Von hier geht die Zentralbahn aus, die jetzt
lldjidji am Taugaujika-See erreicht. Bagamoyo, wegen seiner
Lage gegenüber Sansibar trotz seines schlechten Hafens, früher der be-