Full text: Lehrstoff der mittleren und oberen Klassen (Teil 2)

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Fünfter Abschnitt. 
genötigt haben. Aber die Rasseneigentümlichkeiten der Arier haben sich durch Be» 
Mischung mit der unterworfenen Urbevölkerung vielfach ganz verwischt, am meisten 
in West- und Südeuropa, wo wohl schon vor Eindringen der Arier eine Verhältnis- 
mäßig dichte Bevölkeruug vorhanden war. Hier finden wir jetzt vorwiegend eine kleinere 
brünette, z. T. auch kurzkövfige Bevölkerung. 
Unter den Jndogermanen können wir nach der Sprache 7 Gruppen 
unterscheiden: Germanen, Slaven, Letten, Romanen, Kelten, Griechen, 
Albanesen. Die Kelten, früher ein sehr verbreiteter Stamm, sind allmählich 
von anderen Stämmen fast vollständig aufgesogen. Keltische Sprachen 
werden jetzt nur noch in der Bretagne, Wales, dem nördlichen Schottland 
und einigen Gegenden von Irland gesprochen. Die Letten und Albanesen 
haben niemals eine selbständige Kultur entwickelt und nehmen nur kleine 
Gebiete, die ersteren an der Ostsee, die letzteren auf der Balkan-Halbinsel, 
ein. Auch das Verbreitungsgebiet der Griechen, einst der Hauplträger 
europäischer Kultur, ist in der Gegenwart auf die Balkan-Halbinsel und die 
benachbarten Inseln beschränkt. In die Herrschaft Europas teilen sich jetzt 
wesentlich die drei Stämme der Germanen mit 140 Millionen, der Romanen 
mit 100 Millionen und Slaven mit 130 Millionen. Die Germanen bewohnen 
im allgemeinen den Norden und die Mitte, die Romanen den Südwesten, 
die Slaven den Osten des Erdteils. Zu den Germanen gehören die Deut- 
scheu nebst Holländern und Flamländern, die Engländer und 
Skandinavier (Dänen, Schweden, Norweger, Isländer); zu den 
Romanen die Franzosen, Spanier, Portugiesen, Italiener, Räto- 
Romanen und Rumänien. Die Slaven zerfallen in drei Gruppen: 
Ostslaven, (Russen und Rutheueu), Westslaven (Polen, Wenden, 
Tschechen, Slovaken) und Südslaven (Slovenen, Serben, Kro- 
aten, Bulgaren). 
Außer den Jndogermanen sind in größerer Zahl in Europa nur noch 
Mongolen vorhanden, und zwar in zwei Hauptstämmen, dem Finnischen 
und Türkischen. Zu ersterem gehören die eigentlichen Finnen, die 
Lappen, Samojeden, und Magyaren, zu letzterem die eigentlichen 
Türken oder Osmauen, die Baschkiren und Kirgisen; die Kalmüken 
gehören den Mongolen im engeren Sinne an. Die Eigentümlichkeiten ihres 
Körperbaues haben die meisten mongolischen Stämme auf europäischem 
Boden fast völlig abgeschliffen und sind körperlich den Jndogermanen ähnlich 
geworden. Nur die nomadischen Stämme im südöstlichen Rußland haben 
den mongolischen Typus ziemlich rein bewahrt. 
Einen ganz selbständigen Stamm bildet das kleine Volk der Basken 
im nördlichen Spanien, der Rest der Iberer, welche im Altertum die ganze 
Pyrenäen-Halbinsel innehatten. 
Zu erwähnen sind schließlich die zahlreich über ganz Europa zerstreuten 
Juden als Vertreter des Semitischen Stammes; sie haben ihre körper- 
lichen Eigentümlichkeiten meist noch scharf bewahrt, dagegen die Sprache 
der Völker, unter denen sie leben, angenommen. 
Von den Religionen herrscht in Europa die christliche fast ausschließlich. 
Von den 450 Millionen Einwohnern bekennen sich über 400 Millionen 
zu ihr. Der Rest fällt etwa zu gleichen Teilen auf Juden und Moham- 
medaner. Von den drei christlichen Koniessioneu ist die römisch-
	        
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