Full text: Lehrstoff der mittleren und oberen Klassen (Teil 2)

§ U5. Die Bevölkerung des Deutschen Reiches u. der Nachbarstaaten. 149 
mit 250000—500000 Einw. 
mit 100 000—250 000 Einw. 
10. Herzogtum Braunschweig 
11. Großherzogtum Oldenburg 
12. Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 
13. Herzogtum Anhalt 
14. Freie Stadt Bremen 
15. Herzogtum Sachsen-Meiningen 
16. Herzogtum Sachsen-Koburg und Gotha 
17. Herzogtum Sachsen-Altenburg 
18. Fürstentum Reuß Jüngerer Linie 
19. Fürstentum Lippe 
20. Freie u. Hanse-Stadt Lübeck 
21. Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz 
22. Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt 
23. Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen | 
24. Fürstentum Reuß Alterer Linie l mit weniger als 100 000 Einw. 
25. Fürstentum Waldeck ^ 
26. Fürstentum Schaumburg-Lippe j 
Gesamt: 540 000 qkm mit 67 Mill. Einw., 124 auf 1 qkm. 
Der Nationalität nach sind 62Vg Mill. Deutsche, 4^ Mill. Nichtdeutsche (3 VÖ Mill. 
Slaven, je einige hunderttausend Littauer, Dänen, Franzosen), der Konfession nach 
39 Mill. Evangelische, 27 Mill. Katholiken, 600 000 Juden. 
Das Deutsche Reich ist ebensowohl Ackerbau-, wie Jndustrie-Staat. An Reichtum 
des Bodens wird es freilich von manchen anderen Ländern Europas übertroffeu, doch 
ist der Boden überall gut ausgenutzt; auch sind einzelne Gegenden von hoher Frucht- 
barkeit. Der Ertrag von Getreide reicht trotzdem zur Ernährung der Bevölkerung nicht 
aus, und es müssen jährlich bedeutende Mengen Getreide aus Ungarn, Rußland 
und Nord-Amerika eingeführt werden. 
Sehr reich ist Deutschland an nutzbaren Mineralien, namentlich an Steinkohlen, 
Braunkohlen, Eisenerzen, Steinsalz und Kalisalzen. Auch Silber-, Kupfer-, Nickel-, 
Blei- und Zinkerze werden in Menge gewonnen. In der Silberproduktion steht Deutsch- 
land an erster Stelle in Europa; an Zink produziert es mit Belgien zusammen mehr 
als Vg des auf der ganzen Erde gewonnenen. Gold dagegen findet sich nur wenig. 
Im Laufe des letzten Jahrhunderts hat sich Deutschland, begünstigt durch seinen 
Reichtum an Kohlen und Eisen, zu einem der ersten Industriestaaten der Erde ausge- 
schwungen. Am bedeutendsten sind die Eifen- und Textilindustrie*), die Fabrikation 
von Chemikalien und Farbwaren und von wissenschaftlichen Instrumenten. Gleich- 
zeitig hat sich auch der deutsche Handel bedeutend ausgedehnt. Die deutsche Handels- 
flotte wird gegenwärtig nur uoch von der Großbritanniens übertroffen. Mit der Aus- 
breitung des Handels trat dann an Deutschland die Notwendigkeit, Kolonien zu erwerben, 
heran. Seit 1883 ist das Deutsche Reich in die Reihe der Kolonialmächte eingetreten. 
Die Gesamtgröße seiner Kolonieen beträgt gegenwärtig rund 3 Mill. qkm mit 16 Mill. 
Einwohnern. 
Von allen europäischen Staaten hat Deutschland die zentralste Lage und steht 
an seinen Grenzen mit drei Großstaaten und vier Mittelstaaten in Berührung. Diese 
Lage hat ihre Vorzüge wie Nachteile. Durch sie beherrscht Deutschland die meisten 
diagonalen Verbindungen des Erdteils und kann nach den verschiedensten Richtungen 
hin Beziehungen anknüpfen uud Einfluß ausüben. Aber nur ein starkes Deutschland 
vermag diese Vorzüge auszunutzen. Für ein schwaches Deutschland liegt die Gefahr 
nahe, in internationale Verwickelungen, die ihm an sich fremd sind, hineingezogen 
oder gar von den stärkeren Nachbarn erdrückt zu werden. Auch kauu die zentrale Lage 
Deutschlands leicht dazu verführen, seine Kräfte zu sehr nach verschiedenen Richtungen 
zu zersplittern. An einer solchen Zersplitterung seiner Kräfte ist großenteils das alte 
Deutsche Reich zu Grunde gegangen. Durch Jahrhunderte war die Politik der zumeist 
auf Süddeutschland sich stützenden Kaiser vorzugsweise auf Italien gerichtet, während 
Norddeutschland die Beherrschung der Ostsee und die Erwerbung des Oder- und Weichsel- 
Gebietes erstrebte. 
*) Textilindustrie (vom lat. texere weben) ist die Gesamtbezeichnung für Webe- 
reien, Spinnereien und alle übrigen damit im Zusammenhang stehenden Gewerbe- 
betriebe.
	        
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