Full text: Landeskunde der Freien und Hansestadt Hamburg und ihres Gebietes (Erg.)

Bodengestaltung. 
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Unter den rechtselbischen getrennten Gebietsteilen liegt Wohldorf am weitesten 
nördlich, dessen Gebiet bis 53°43^N sich erstreckt) am weitesten östlich Geesthacht, das 
10° 24'O Gr. erreicht,- unter den linkselbischen liegt am weitesten südlich Moorburg, 
dessen Bezirk bis 53" 281/2'N sich erstreckt. Die geographische Lage des Schlosses zu 
Ritzebüttel ist 5305iy2'N uud 8° 42^ O Gr., während für diejenige des großen Lencht- 
tnrmes auf Neuwerk 53°55'N und 8°30'OGr. ermittelt sind. 
Seit 1866 werden die Landgrenzen des hamburgischen überall durch 
preußisches Gebiet gebildet, nämlich durch Holstein und Lauenburg auf der 
einen Seite der Elbe, durch Teile der Provinz Hannover auf der anderen. 
§ 2. Bodengestaltung. 
Das Gelände in und um Hamburg zeigt, nach seiner Oberfläche betrachtet, 
eine zweifache, sehr verschiedenartige Beschaffenheit. 
Der südliche Teil besteht aus flachem Marschlande, welches von den Elb¬ 
armen und der Bille vielfach durchschnitten ist und vor der Beschaffung ge- 
nügender Schutzanlagen häuflgen Überschwemmungen, ja regelmäßigen Über- 
strömuugen ausgesetzt war. Ursprünglich Schwemmland, entstanden durch 
Anhäufung und Ansschlickung tierischer, pflanzlicher und mineralischer Trümmer 
und Sinkstoffe an Stellen, die gegen die bewegende Macht der Wasser- und 
Luftströmungen einigen Schutz boten, und durchfurcht von Gräben („Prielen"), 
welche das abströmende Wasser bald hier, bald dort ausnagte, hat die Marsch 
einigermaßen dauernde Gliederung ihrer Abschnitte erst durch die Anlage von 
Deichen*) (niedrigeren „Sommer-", höheren und widerstandsfähigeren „Winter- 
deichen")2) erhalten. 
Aus dem eingedeichten Gebiete muß der Uberschuß des Quellwassers, des durch 
die undichten Stellen der Dämme eindringenden Wassers und der feuchten Niederschläge 
über die durch Verdunstung beseitigte Wassermasse entfernt werden. Insofern das dein 
menschlichen Anban gewonnene Land noch über dem gewöhnlichen Stande der Elbe bei 
Niedrigwasser liegt, hat die Entwässerung uur geringe Schwierigkeit: der abführende 
Hauptkanal („Wetterung") braucht nur an seiner Ausmündung mit Schleuseutüreu 
versehen zu werden, welche sich selbsttätig zur Ebbezeit öffnen, zur Flutzeit schließen. 
Aus den künstlich trocken gelegten und durch die Austrocknung nachträglich noch zu- 
sammensinkenden Strecken („Poldern") muß dagegen das Wasser aus mechanischem 
Wege (früher durch „Windkünste"^, jetzt in hiesiger Gegend nur uoch durch „Dampf- 
*) Etwa seit dem Anfange des 12. Jahrhunderts. 
2) Die Elbdeiche der hamburgischen Marschniederungen haben jetzt zu- 
meist eine Höhe von 9,2 m über Null, so bei Moorburg, Allermöhe, Spadenland, 
Moorwärder, Waltershof usw.,' niedriger siud sie bei Reitbrook uud Tatenberg (9 m), 
höhet bei Ochsenwärder (9,5 m), Finkenwärder (9,8 m), Kirchwärder (10,6 m), Ost-Krauel 
(10,8 m), Neueugamme uud West-Krauel (11,3 inj uud Altengamme (12,1 m). — Hier 
toie in der Folge sind die Höhen in Metern über dem neuen, am 1. Januar 1872 
festgestellten Nullpunkte angegeben. Dieser ist jetzt an den Pegeln zu Hamburg 
und Cuxhaven derselbe und liegt 10 Fuß hamburgisch = 2,8657 m tiefer als der frü- 
here hamburgische und _ 1,8926 m tiefer als der ehemalige Nullpunkt in Cuxhaven. — 
Normal-Nnll für Preußen liegt 3,538 in höher als der nene Hamburger Nullpunkt. 
3) Windmühlen zur Entwässerung eingedeichten Landes sind zuerst 1452 im Dragter- 
lande unweit Enkhnizen in Nordholland angewendet worden. Wann sie in unsere 
Marsch Eingang gefunden haben, ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln gewesen, wahr- 
scheinlich aber erst nach der Mitte des 16. Jahrhunderts. Um 1590 waren sie in Bill- 
wärder bereits in Gebrauch. 
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