752 Die Zeit des französischen Bürgerkönigthums. §. 1050. 
(t 1852), der Maler und Dichter heiterer Natur- und Frühlingslieder, hatte Dresden 
.zu seinem Aufenthaltsort gewählt, wo ihn ein früher Tod im Jahre 1852 der Kunst und 
Poesie und dem Freundeskreise entriß, und Ferd. Greaorovius, der talentvolle Beschrel- 
ber italienischer Landschaften, weilt schon seit vielen Jahren in der Stadt Rom, deren 
Geschichte im Mittelalter er zu schreiben unternommen und nunmehr glänzend vollendet 
hat. Alexander Jung theilte dieRichtnna des „jungen Deutschland", desien Genosse er war 
und der Humorist in Jean Panl'scher Manier, Bogumil Goltz, geboren in Warschau 
ft 1870), hat nach mehrjährigem Aufenthalt in Thorn als reisender Vorleser und Impro¬ 
visator viele Länder und Städte besucht. In derNähe von Königsberg mit seiner geistes¬ 
frischen Universität, wo neben anderen berühmten Gelehrten der Philosoph und Literar¬ 
historiker Rosenkranz (1- 1879) u. Felix Dahn aus München, Rechtshistoriker u. Dich¬ 
ter („die Könige der Germanen"; „der Kampf um Rom") thätig sind, verlebte bis zum Jahre 
1856 der Freiherr v. Schön, ein Genosse Steins und der Männer der Freiheitskriege, 
seine späteren Tage in stiller Opposition gegen die politische Richtung der preußischen Re¬ 
gierung. Ein Zögling der Königsberger Hochschule, Julian Schm id. hat als früherer 
Mitredacteur der Zeitschrift „Grenzboten" und besonders durch seine Schrift „Geschichte 
der neuesten Nationalliteratur im neunzehnten Jahrhundert" einen kritischen Geist und 
mannichsache Studien, wenn auch mitunter einseitiges Urtheil und parteiischen Sinn beur¬ 
kundet. Ein patriotischer Dichter aus Preußen, C. F. Sch er enb erg, unternahm es. 
große geschichtliche Ereignisse poetisch aufzufassen und darzustellen („Waterloo"), und hat 
mit seinem vielgepriesenen und vielgetadelten Gedicht„Leutheu"versucht,die hohe Gestalt 
Friedrichs II. und den siebenjährigen Krieg für eine neue Gattung epischer Poesie zu 
benutzen und mit Humor zu behandeln. Aber der derbe Naturalismus der Form und 
Sprache verletzt nicht selten den ästhetischen Kunstsinn. Auch der Maler Ernst Scheren- 
Schlesien. berg hat sich als Dichter versucht („Stürme des Frühlings"). In neuester Zeit hat der 
Königsberger Gerichtsrath Ernst Wichert (geb. 1831) eine fruchtbare literarische Thä¬ 
tigkeit entwickelt und insbesondere den historischen Roman (Heinrich von Plauen"; mit 
Erfolg bearbeitet. — Schlesien, im siebenzehnten Jahrhundert die Heimath einer welt¬ 
berühmten Sängerschule und das Geburtsland vieler hervorragender Talente, ist auch in 
neuerer Zeit hinter andern Ländern nicht zurückgeblieben und hat seine Freiheitsliebe nicht 
selten in scharfer Opposition gegen das preußische Staats- und Kirchenregiment kund gege¬ 
ben. Die Keime dieser Richtung finden sich schon bei Friedrich von Sa llet (1812—1843), 
dem talentvollen Verfasser des freigeistigen, auf Hegel'fchen Sätzen aufgebauten „Laien- 
evangelinms", witziger Epigrammme und anziehender Märchen, der wegen satiri¬ 
scher Verhöhnung des Soldatenstandes, dem er selbst angehörte, eine durch kriegsrechtlichen 
Spruch erkannte, aber von dem König ermäßigte Gefängnißstrafe zu bestehen hatte. Rau- 
pach, der fruchtbare, oberflächliche Dramatiker in Kotzebne's Art („die Hohenstaufen", 
Cyklus von Tragödien u. v. a.; | 1852 in Potsdam), ein schroffer, dem Absolutismus 
ergebener Mann, der Aesthetiker und Romanzendichter Kahlert (| 1880), der Roman¬ 
schriftsteller Gustav vom See (Struensee) u. A. lebten und wirkten in Schlesien. Auch 
Max Waldau (Hauenschild; 1822—1855), der Verfasser des Romans „Nach der 
Natur", einer epischen Erzählung aus Graubündtens Alpenwelt, „Cordula", einer Art 
„Dorfgeschichte in Versen mit kriegerischem Hintergrund" und einiger „Canzonen", der 
Dramatiker und Literarhistoriker Rud. Gottschall „(Ferdinand v. Schill"; „Lambertine 
von Mericourt"; „die Diplomaten"; „der Nabob"; das Lustspiel „Pitt und Fox" u. a.) 
und die Dramatiker Brachvogel („Narciß") u. Fr. v. Uechtritz („Chrysostomus"; 
„Alexander u. Darius"; „die Babylonier in Jerusalem") gehören dem schlesischen Lande 
an. Die lebenskräftige Universität Breslau, wo der Historiker Stenzel und viele 
bedeutende Männer wirkten, ist eine Pflanzschule deutscher Bildung für die slavischen 
Ostländer. In Freienwalde an der Oder hat der Drechslermeister Karl W e i s e, ge» 
bürtig aus Halle, in seinem „Familienleben in Dichtungen" das Volks- und Natur¬ 
leben sinnig und gemüthvoll, mit der Wärme und dem Realismus eigener Erlebnisie 
darzustellen versucht. Aus der preußischen Provinz Posen stammtOtro Roquette, 
der beliebte Sänger der erzählenden Gedichte „Waldmeisters Brautfahrt" und „der Tag 
von St. Jacob", in welchem letztem das hochtragische geschichtliche Ereigniß mit tiefgrei¬ 
fenden Familieninteresfen verbunden und der Gegensatz des einfachen, freiheitliebenden, 
tapfern Volkes gegen die kampfgehärteten, übermüthigen Raubfchaaren auf ergreifende 
Weise in einzelnen Zügen dargestellt ist. Die fähigsten Männer auf dem Gebiete der
	        
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