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den Ueberbleibseln von Lab und Molken nach der Bereitung der Käse.
Von der Milch genießt er sparsam und ist geizig damit, denn ein Renn¬
thier giebt nicht viel Milch, und sie muß sür den Käse verwendet werden,
der auch sür den Winter vorhält. Da die Heerde nur des Sommers ge¬
molken wird, so setzt er, wenn dieser zu Ende geht, etwas Milch bei Seite,
um diese gefrieren zu lassen, die ihm dann nicht blos zum eigenen
Genuß während des Winters, sondern auch zu einem Handelsartikel
dient, der wegen des großen Wohlgeschmacks sehr gesucht wird.
Als die Lappen in der Nähe von Fug len äs verweilten, hatte ich
das Glück, zuweilen etwas Rennthiermilch zu meinem Frühstück abzube¬
kommen (was sehr schwer hält), und ich fand den Geschmack so köstlich,
daß ich meine, ein mit Muße gesegneter Feinschmecker würde seine Zeit
nicht verschwenden, wenn er einen Abstecher nach der Finnmark auf
seinen Reisen machte. An Farbe und Dicke gleicht die Milch einem
fetten Rahm; ihrer Fettigkeit willen kann man nur wenig genießen, ob¬
schon der Geschmack höchst lieblich und gewürzhast ist, letzteres wegen
der mancherlei Bergkräuter, die das Thier im Sommer frißt.
Sonderbar ist es, daß der Käse von dieser schönen Milch hart, weiß
von Farbe, unangenehm schmeckend und nur dem Lappländer genießbar
ist. Die Zubereitung ist sehr einfach, indem man die Milch in einem
großen eisernen Topfe über das Feuer stellt, wo sie mit Hülfe des Labs
aus dem Magen des Rennthiers schnell gerinnt, dann gepreßt und, nach¬
dem die Molken davon getrennt sind, in kleine Formen von geringer
Tiefe gebracht wird.
Die gewöhnliche Größe des Käses ist die eines kleinen Tellers, und
er ist nicht viel dicker als einen halben Zoll. Es ist möglich, daß diese
Dünne aus seine Güte Einfluß hat, da, indem er geschnitten wird, die
harte Rinde den größten Theil des Käses bildet. Schlecht, wie er ist,
wird er von den Lappen, die ihn sowohl roh als geröstet essen, sehr ge¬
schützt; in letzterem Zustande erscheint er auf den Tischen der Kaufleute
und ist dann etwas schmackhafter. Seiner scheinbaren Härte und Trocken¬
heit ungeachtet tröpfelt von ihm, wenn er auf das Feuer gelegt wird, ein
fettes, reines Oel, das man sehr wirksam findet gegen die Wirkungen
des Frostes; denn aus den erfrorenen Theil gelegt, verhindert es den
kalten Brand, der leicht dazu kommt, wenn man das Reiben mit Schnee
versäumt hat.
Da der Käse eine viel größere Nutzbarkeit hat, als die Butter, zu
der Brod erfordert würde, das die Lappen nicht kennen, so wird aus der
Rennthiermilch fast nie Butter gemacht. Diese ist immer ganz weiß.
Der Lappländer bringt zuweilen eine Veränderung in seinen Spei¬
sen hervor, dadurch, daß er Heidelbeeren, Zwergmaulbeeren und ähnliche
Früchte seiner Gegend in die Molken mischt, nachdem er sie vorher zu
einem dicken Safte eingekocht hat. Nicht weniger gern essen sie auch die
Angelikawurzel, die gut gegen den Skorbut sein soll. Darum mögensie