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vorwerfen, daß er bis an's Ende der Welt komme, um das große Werk 
der Natur, die Erhaltung und Fortpflanzung der Arten zu stören. Die 
Weibchen allein, durch die Mutterliebe festgebannt, begnügen sich damit, 
ihre Klagen mit denen der erzürnten Männchen zu vereinen; unbeweglich 
bleiben ste auf ihren Eiern sitzen, bis man sie gewaltsam davon nimmt, 
oder bis sie getroffen auf ihrem Neste enden, das die Hoffnungen und 
Freuden der Familie barg. 
6. Die Schönheit des Polarwinters. *) 
Es war um die Mitte Novembers. Das Wetter war angenehm und 
hatte jene Ruhe und jenes bestimmte Ansehen gewonnen, wie es im 
Durchschnitt der ganze Winter beibehält. Es ist wahr, die Sonne hat 
uns verlassen, aber wie konnte ich ihre Abwesenheit bedauern, wenn ich 
die wunderbare Schönheit des Schauspiels betrachtete, welches ihr Ver¬ 
schwinden hervorbrachte! Die Sonne schien sich nur deshalb unter dem 
Horizonte zu verbergen, um allen Dingen einen Schein von Ruhe und 
Feierlichkeit, einen magischen Glanz durch die üppige Gluth, die sie über 
den ganzen Himmel unsichtbar verbreitete, zu ertheilen. 
Wie in der Natur, ward auch in meinem Gemüthe Alles ruhiger 
und stiller; die Sonne hatte alle Leidenschaften mit sich hinweggenommen. 
Die schwächsten Töne waren in ansehnlicher Ferne hörbar, und ich pflegte 
auf dem gegenüber liegenden Ufer von Fuglenäs Alles zu hören, während 
im Sommer kein Laut von demselben zu mir herüber drang. Das Schau¬ 
spiel eines Himmels ohne Sonne war so ergreifend und eigenthümlich, 
daß ich auf meinen Jagdstreisereien die Erde unter mir ganz vergaß und 
nur immer nach oben und zu dem Horizonte aufschaute. Der Tag glich 
einer hellen Dämmerung, und wir waren im Stande, unser Mittagsmahl 
zu verzehren, ohne Licht anzuzünden, obgleich dies nothwendig war, wenn 
man lesen oder schreiben wollte. 
Sobald der Abend kam, spielten tausend tanzende Lichter geheimniß- 
voll durch die Lust, als wären sie von der Vorsehung bestimmt, durch 
ihre milden und schönen Strahlen die Stunden der Dunkelheit zu erhei¬ 
tern. Bisweilen bildet das Nordlicht, quer über den Himmel, einen glän¬ 
zenden Bogen von einer blassen spielenden Flamme, die sich mit unbegreif¬ 
licher Schnelligkeit in Schlangenlinien fortbewegt. Dann verschwindet es 
plötzlich, und die Nacht hüllt Alles in ihren schwarzen Schleier; aber gleich 
daraus wird der unermeßliche Raum des Aethers so schnell wie das Blin¬ 
ken Zeines Sterns mit einem Feuer überdeckt, welches eine ganz neue Ge¬ 
stalt annimmt und den Himmel mit einem schwachen Silberlichte übergießt, 
*) Nach dem S. 17 angeführten Werke.
	        
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