§. 20, 2. Die beiden ersten Züge der Perser gegen Griechenland. 129
Rachezug gegen Griechenland, in welchem er längst gehegte Eroberungs¬
pläne zu verwirklichen hoffte. Damit beginnen die großen Kämpfe,
in welchen die kleinen, aber opfermutigen und freien Staaten Griechen¬
lands gegen die despotische Macht des ungeheuren persischen Welt¬
reiches um die Erhaltung ihrer Freiheit ringen und zuletzt auch den Sieg
davon tragen. Täglich ließ Darius sich bei der Tafel dreimal durch
einen Dienerzurufen: „Herr, gedenke der Athener!" Nach gehörigen
Rüstungen sandte er seinen Schwiegersohn Mardonius mit einer
bedeutenden Land- und Seemacht ab. Das Landheer wurde mit
Schiffen über den Hellespont gesetzt und eroberte Macedonien bis an
die Grenze von Thessalien. Als aber die Flotte um das Vorgebirge
Athos segeln wollte, wurde sie von einem Sturm erfaßt und zer¬
schmettert. Mardonius erlitt durch nächtlichen Überfall in Thracien
eine Niederlage und mußte mit dem Rest seines Heeres den Rückzug
antreten. 1300 Schiffe mit 20 000 Mann sollen verloren gegangen
sein; doch blieben die Küstenländer von Thracien und Macedonien
den Persern tributpflichtig.
Der zweite Perserzug unter Dätis und Artaph6rnes 490.
Darius rüstete aufs neue und ließ zum Zeichen der Unterwerfung
von den Griechen „Erde und Wasser" fordern. Aber nur einige
Städte und Inseln entsprachen seinen Forderungen; die Athener
verhöhnten die persischen Gesandten, die Spartaner warfen sie in
einen Brunnen. Jetzt fuhr eine große persische Flotte unter den
Feldherrn Dätis und Artaphsrnes von Kleinasien (Samos)
direkt nach Mittelgriechenland ab. Nach Unterwerfung der auf dem
Wege liegenden griechischen Inseln Naxos, Delos rc. landete die
Flotte auf der Insel Euböa, wo Erstritt verbrannt wurde. Von
hier aus begab sich das persische Heer in der Stärke von 100 000
Mann zu Fuß und 10 000 Rettern nach Attika und lagerte sich
aus den Rat des verräterischen Hippias in der Ebene von Märathon
wenige Meilen von Athen.
Miltiades. Die Streitmacht der Athener bestand aus 9000,
schwer bewaffneten athenischen Bürgern und 1000 Platäern. Die
Spartaner, welche um Beistand ersucht worden waren, durften
eines Festes halber vor Vollmond nicht ausrücken und konnten deshalb
nicht mehr rechtzeitig zur Stelle sein. Doch die Athener verzagten
nicht. Sie zogen unter ihren zehn Strategen, unter welchen der
Oberbefehl täglich wechselte, dem Feinde entgegen, und es gelang dem
Miltiadesr einem der 10 Feldherrn, die übrigen zum Angriff
zu bestimmen. Nachdem die Opfer gut ausgefallen waren, stürmten
Cassians Weltgeschichte I. 6. Aufl. v. PH. Beck. g