Full text: Historisch-politisches ABC-Buch

72 Humanismus 
Bildungsideal war die Fähigkeit, 
klassisches Latein in Prosa und Versen 
zu schreiben. Gegenüber der dem 
begrifflichen Denken zugewandten 
Scholastik pflegten sie neben der 
schönen Literatur bes. die Natur¬ 
wissenschaften und die Geschichte; 
so wurden sie die Begründer der 
modernen Naturforschung und der 
historischen Kritik (s. Konstantinische 
Schenkung). Vgl. Individualismus, 
Klassisch, Neuhumanismus, Re¬ 
naissance und Scholastik, auch 
Epistolae obscurorum virorum. 
HumanistischeÄchulen,im engeren 
Sinne solche höhere Lehranstalten, 
die nach der Weise der Humanisten 
das Studium des klassischen Alter¬ 
tums in den Mittelpunkt des 
Unterrichts stellen (Gymnasien, 
s. d., Gegensatz: Realschulen), im 
weiteren Sinne solche, die eine 
allgemein- menschliche Bildung ver¬ 
mitteln (Gegensatz: Fachschulen), 
in Preußen die 9 klassigen Gymna¬ 
sien, Realgymnasien (mit Latein), 
Oberrealschulen (ohne Latein) und 
die 6 klassigen Progymnasien, Real¬ 
progymnasien und Realschulen. Vgl. 
Klosterschulen und Stiftsschulen, 
Lyzeum, Paritätische Schulen. 
Humanität, lat., Menschlichkeit, 
Menschenliebe, bei den römischen 
Schriftstellern, bes. Cicero, der In¬ 
begriff aller menschlichen Tugenden, 
namentlich eine feine Geistes- und 
Herzensbildung, im Sinne des 
Christentums die auf der Gottes¬ 
kindschaft aller Menschen beruhende 
Idee allgemeiner Menschenliebe, 
zur Zeit der Renaissance (s. d.) 
das Ideal einer allseitig und har¬ 
monisch ausgebildeten Persönlichkeit, 
dann ein Hauptschlagwort der Auf- 
— Idealismus. 
klärung (s. d.), insbes. Herders, 
eines der hervorragendsten Vertre¬ 
ter des sog. Neuhumanismus (s.d.). 
Vgl. Philanthrop und Kosmopoli¬ 
tismus. 
Hunne oder Honnr, Vorsteher 
einer Honschaft (Hundertschaft), 
Ortsvvrsteher. Vgl. Centene. 
Hypothek, griech., Unterlage, 
Unterpfand, das Recht des Gläu¬ 
bigers an einer vom Schuldner 
als Pfand eingeräumten, unbeweg¬ 
lichen Sache, bes. an einem Grund¬ 
stück. Namen und Sache stammen 
aus dem Solonischen Athen, wo 
die Schuldsumme, für die ein 
Grundstück haftete (Hypothek war), 
auf die Grenzsteine geschrieben 
wurde. Vgl. Assignaten und 
Grundbuch. 
3. 
Ideal, das, im weiteren Sinne 
das nur im Denken, in der Vor¬ 
stellung (griech. Idee) Vorhandene, 
im engeren Sinne das in Gedanken 
vorgestellte, nie ganz zu erreichende 
Vorbild, Musterbild des Guten, 
Edlen, Schönen. Jdealstaat s. 
Staatsroman. 
Idealismus, 1. in der Philo- 
I sophie die Sehre, wonach nur die 
Ideen, d. H. allgemeine Begriffe 
oder bloße Vorstellungen des 
Geistes wirklich sind, alles andere, 
was mit den Sinnen wahrgenommen 
wird, Schein ist; 2. im Gegensatz 
i zum praktischen Materialismus die 
Weltanschauung, die an Idealen 
festhält und sie im Leben zu ver¬ 
wirklichen sucht; 3. in der Kunst 
die Richtung, die im Gegensatz 
zum Realismus und Naturalismus 
die Wirklichkeit idealisiert (verklärt),
	        
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