430
II. Von der Viehzucht.
ihrer Natur nach dazu bestimmt sind. Demgemäß wird das
stolllenlose Eisen noch das naturgemäbeste sein. Sehr vor-
teilhaft wirkt auch das geschlossene LEiseèn, insbesondere
noch bei verschiedenen Hufleiden zur Entlastung der leidenden
Teile; es vereinigt in sich alle Vorteile des offenen Eisens, ohne
dessen Nachteile zu besitzgen. Es weckt den Hufmechanismus
da, wo er ruht, regelt ihn, wo er unrichtig vor sich geht, und
verdirbt bei richtiger Anwendung nie die Hufe, sondern bessert
sie, wenn sie krank oder fehlerhaft sind. Ferner ist erfor—
derlich wagerechte Tragefläche in der hinteren Eisenhälfte,
gleichmäbiges uflegen auf den ganzgen Umfang des Wand-
fragerandes und Verteilung der Hufnägel in die vordere Hälfte
des Hufes. Es ist verkehrt, wenn der Schmied, wie es vielfach
geschieht, dié ganze Oberfläche des Hufes mit einer Raspel
bearbeitet. Dadurch zerstört er die Glasurschicht, welche den
Huf gegen Feuchtigkeit und gegen Austrocknung schützt.
c. Eine hochwichtige Arbeit ist das Aufpassen der Eisen,
welches auf warmem oder auf kaltem Wege geschehen
kann. Länger als einige Sekunden soll ein warmes Eisen nicht
auf den Huf gehalten werden, sonst entstehen Nachteile, wie
Austrocknung des Hufhorns, Bersten der weiben Linie, welche
die Sohle mit der Hufwand verbindet, Durchbrennen und Ent—
zündung der Fleischsohle. Nachdem das Eisen etwas abgekühlt
ist, hält man es auf den Huf, um zu sehen, ob es pabt, d. h. ob
dessen Form dem Hufe entspricht, und die Tragfläche des
Eisens sich gleichmäbig der Hornwand anlegt. Ein kurzer Druck
auf das Eisen bewirkt, dab diejenigen Teile der Hornwand,
welche etwa vorstehen, also zu lang sind, angesengt werden;
diese entfernt man mit der Raspel. Der Schmied wiederholt
dieses Aufbrennen, bis das Eisen dem Tragerande gleichmäbig
ausliegt; das versengte Horn wird mit der Raspel jedesmal
entfernt. Dieses Auflegen eines nicht mehr glühenden Eisens
für wenige Augenblicke bringt keinen Nachteil für den Hutf,
bietet dagegen die einzige Möglichkeit, eine innigeé Berührung
zwischen Eisen und Huf herzustellen. Die ganze Tragefläche
des Eisens soll möglichst gleichmäßig der Hornwand aufliegen,
damit nicht einzelne Abschnitte derselben mehr belastet und
dadurch beschãdigt werden. Eine Ausnahme macht das hintere
Ende der Trachtenwand, wo leicht Druck, Quetschung und Stein-
gallen, sowie Zwanghuf entsteht. Deshalb läbt man in der
Regel das Eisen hier etwas schweben, d. h. nicht fest aufliegen,
insbesondere aber bei Hufen mit schwachen Trachten.
Kaltes Aufpassen der Eisen schliebt zwar die genannten
Nachteile des warmen Aufpassens vollständig aus, indessen
können die Feinheiten im Passen nach der Eigenart des Hufes,
des Ganges und nach der Belastung niemals in demselben Grade
erreicht werden. —
d. Die Länge des Eisens mub sich nach der Stellung der