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Geschlechter hindurch verfolgen. Der künstlerische Charakter der uralten 
Hieroglyphen ist in fester, gesunder Derbheit und Wahrheit sehr eigen- 
thümlich ausgesprochen, und sehr bald sowohl von der Blüchezeit der 
Thutmosis und Sesostriden, als von der Eleganz der Psammetiche zu un¬ 
terscheiden. Aus ersterer finden sich hier nur einzelne verlorene Spuren; 
die große Sphinx, deren Jnschrifttasel wir zum ersten Mal genau haben, 
ist bekanntlich von einem Thutmosis; aus der Zeit der Psammetiche 
aber, ungefähr 700 Jahre vor Christus, hat sich eine ganze Gräbergruppe 
zwischen die vielleicht schon damals sehr zerstörten Bauten der urältesten 
Zeit eingenistet. 
Aber keine Karte, keine Worte, keine Bilder können Ihnen den Ein¬ 
druck dieser Stätte der Herrschaft des Todes geben. Mit den Pyramiden 
geht es wie mit dem Colosseum von Rom, das Auge oder die Seele kann 
den Eindruck ihrer Größe nicht sesthalten, und man wundert sich immer 
von Neuem darüber, wenn man den Blick wieder daraus richtet. Die 
ungeheure riesenhafte Masse ist in die einfachsten geometrischen Formen 
eingegrenzt; sie wirkt ganz als Masse und ist doch auch durch die Form 
vollkommen beherrscht, darum erdrückt sie nicht mehr; der Geist hat ihr 
schon sein Siegel ausgeprägt. Interessant ist es mir, bei diesem Anblick 
unserer germanischen Baukunst zu gedenken, deren vollkommenstes Meister¬ 
werk, den Kölner Dom, ich noch vor Kurzem in all seiner Pracht gesehen, 
und dessen Eindruck mir daher so lebendig vor Augen steht. Da hat der 
Geist sich in einen Kampf mit der Masse eingelassen und hat sie über¬ 
wunden — ähnlich wie sie im Organismus überwunden ist durch das Le- 
bensprincip, und zuletzt mit freiem heitern Spiel der Willkür über der 
ursprünglichen Gesetzmäßigkeit schwebend, entfaltet sich dort jene Linie in 
immer neue Blüthen und Glieder; die einfache, zu Grunde liegende ma¬ 
thematische Linie ist wie durch einen reichen Schleier verhüllt, wie mit 
den freien schwellenden Formen des Lebens umkleidet. Hier dagegen 
kommt Alles darauf an, daß die einfache mathematische Linie in der Masse 
selbst sich ganz und klar dem Auge entgegenstelle und sich der Seele un¬ 
gestört in ihrer herrschenden Gesetzmäßigkeit aufdränge. Sie bringt da¬ 
durch einen Ungeheuern, aber erhebenden Eindruck hervor. Die zweite 
Pyramide, die Chephren (Schafra der Hieroglyphen) erbaute, liegt etwas 
höher als die größte; auch ist an der Spitze ein Stück der Bekleidung 
erhalten, welches sie jetzt über die größere hervorragend macht. Dieser 
glatten Bekleidung wegen ist aber die höchste Spitze fast unzugänglich; 
doch sind Lepsius und Bonami oben gewesen; wir Andern drangen nur 
bis unter die Bekleidung vor, was leicht ist. Ein Panorama von der 
Spitze, gerade im Mittelpunkt des Ganzen, ist eine der interessantesten 
unter der Masse von Zeichnungen, die wir von diesem wenig durchforsch¬ 
ten Feld mitbringen. Auch eine Anzahl Gypsabgüsse der bedeutendsten 
Sachen hoffen wir unserm Museum zu gewinnen. 
In dieser großartigen Umgebung haben wir nun unsere Weihnacht
	        
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