§15-17 Anhang: Das Eichener Becken. - C. Die Rhein- und Mainebene. 9
Von besonderer Wichtigkeit aber ist seine seit 1607 bestehende, blühende
Universität, die von mehr als 1300 Studenten besucht wird, mit bedeutender
Bibliothek, vielen Sammlungen und ausgedehnten Kliniken. An einen der
hervorragendsten Professoren früherer Zeit erinnert das Liebigdenkmal.
§ 15. Klima, Boden und Besiedelung. Ringsum von hohen Bergen
geschützt, hat das Gießener Becken ein ziemlich mildes Klima. Der Boden
ist meist fruchtbares Schwemmland. Daher können die Bewohner der Um-
gebung Gießens lohnende Landwirtschaft betreiben, zumal sie für die
Erzeugnisse in der Stadt guten Absatz finden. Vor allem aber ernährt die
Industrie Gießens zahlreiche Bewohner der umliegenden Dörfer, wo sich jetzt
vielfach auch eigene Betriebe, besonders Jigarrenfabriken, auftun; die größten
Landorte sind Wieseck (3,2) im 0, Heuchelheim (2,6) im W, Großen-Linden (2)
im S und Lollar (2,1) mit Eisengießerei im N.
Die Bewohner sind in Volksart und Mundart kaum verschieden von denen der
Wetterau, wohnen auch wie diese meist in Fachwerkhäusern mit „fränkischen Hof-
anlagen"; in der Kleebach-Gänsbachmulde, dem ehemaligen „Amt Hüttenberg", zeichnen
sich die Höfe durch überdachte Einfahrtstore (Bild 32, 33) aus. Dort haben sich auch
Trachten, ähnlich denen der Butzbach-Münzenberger Gegend, erhalten (Bild 37).
§ 16. Staatliche Grenzen. Außer dem preußischen XV und NW gehört
das Gießener Becken zur hessischen Provinz Oberhessen und bildet den Haupt-
teil des Kreises Gießen.
Geschichtliches. Das Gebiet gehörte im 11. Jahrhundert den Grafen von
Gleiberg, die damals Gießen, zunächst nur als Burg, anlegten; von ihnen ging
die Stadt an die Pfalzgrafen von Tübingen und 1265 an Hessen über, das schon
Allendorf a. d. Lumda besaß und (1450) Staufenberg erbte, dann im 15. Jahr-
hundert auch den Londorfer Grund, 1576 das Busecker Tal unter seine Hoheit brachte.
Das Land an der Lahn und das Amt Hüttenberg aber wurden bis zur Teilung (1585
und 1763) gemeinschaftlicher Besitz von Nassau und Hessen. Kloster Schiffenberg mit
Umgebung verblieb dem Deutschorden bis 1869, wo dieser aufgehoben wurde.
C. Die Rhein- und Mainebene.
§ 17. Oberslächengestalt und Bodenart. Von der Schweizer Grenze
bis zur Mainmündung durchströmt der Rhein die „Oberrheinische Tiefebene".
Ihr nördlichster Teil, der zwischen dem Odenwald mit seinen nordwärts ziehenden
Vorhöhen im 0 und dem Rheinhessischen Hügelland im W eingesenkt ist, bildet
die Hessische Rheinebene. Sie ist wirklich eine fast völlig ebene Fläche,
nur hier und da durchziehen sie langgestreckte Sandhügel, „Dünen" genannt.
Der Boden besteht nirgends aus festem Gestein, sondern meist aus Sand, Kies,
Lehm oder Torf. Im NO geht die Rheinebene in die fast gleichartige Mainebene
über, die nur teilweise durch die Vorhöhen des Odenwaldes von jener getrennt
ist, ostwärts bis zum Spessart reicht und im 8 buchtartig in den Odenwald
hineingreift; nach N erstreckt sie sich bis an das Hügelland der südöstlichen
Wetterau. Teile der Mainebene sind flachhügelig; stellenweise tritt auck sestes
Gestein zutage.