Full text: Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) (Erg.)

V. Geschichte. 
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3. Während der Völkerwanderung haben sich die Völkerschaften in unserem 
Lande zum Stamme der Sachsen gesammelt, der fast das ganze nordwestliche 
Viertel des heutigen Deutschen Reiches besaß. Er gliederte sich in drei Teile: 
a) Westfalen, von der Lahn bis zur Mündung der Hunte. 
b) Ostfalen, zwischen Leine, Unstrut und Elbe bis etwa nach Harburg. 
e) Engern, zwischen beiden bis an die Nordsee. 
Die Friesen unserer Gebiete teilten meistens die Schicksale Sachsens, 
ebenso im 80 die Thüringer, nachdem ihr großes Reich zertrümmert worden 
war. Im nordöstlichen Dreieck des Reg.-Bez. Lüneburg sind Wenden 
(Slawen) zur Herrschaft gekommen. 
782-804. Sachsenkriege Karls des Großen. 
785. Angebliche Hinrichtung von 4500 Sachsen bei Verden. 
Die Kämpfe zwischen Wittekind (WiduKind) und Karl d. Gr. und die Vernichtung 
des Heidentums haben im Volke den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen. Sagen 
knüpfen an vielen Stätten an diese Ereignisse an; dazu gehören die Karlssteine bei 
Osnabrück, die Klosterkirche von Enger in Westfalen, Burg Wittekinds Babilonie im 
West-Süntel, Wittekindsberg mit der Wittekinds-Kapelle und der Wittekinds-Quelle 
an der Westfälischen Pforte u. a. m. 
Während noch in den Sachsenkriegen der Stamm kaum irgendwo ganz 
geeint auftritt, vollzieht sich diese Erscheinung in der folgenden Karolingischen 
Zeit, und bereits um die Mitte des 9. Iahrh. finden wir 
4. das Stammesherzogtum Sachsen. Es erstreckte sich zur Zeit seiner 
größten Bedeutung im 12. Iahrh. so ziemlich über das heutige Westfalen, 
Hannover und Braunschweig mit eingeschlossenen Gebieten, Holstein und einen 
Teil von Mecklenburg. 
a) Die Ludolfinger, als Herzöge 852 — 961; als deutsche Könige 
919- 1024, als römische Kaiser 962- 1024. Das Geschlecht rühmte sich 
der Verwandtschaft mit dem Geschlechte Wittekinds und durch Heirat auch 
mit den Karolingern. 
Ludolf, 852-874. Sein Sohn 
Bruno, 874-880, fiel in diesem Jahre in einer großen Schlacht gegen die 
Normannen bei Eppendorf, in der Gegend von Dannenberg. Sein Bruder 
Otto der Erlauchte, 880-912, brachte sein Herzogtum auch im Kampfe gegen 
die letzten Karolinger zu solchem Ansehen, daß ihm die deutsche Krone angeboten 
wurde. Er lehnte sie ab, aber sie fiel 919 seinem Sohne 
Heinrich l., dem Städtegründer, 912 — 936, zu, der die dem Stadtleben 
abholden Sachsen dennoch zum Schutze gegen die Ungarn in die Burgen führte, ein 
Reiterheer schuf, mit diesem den weit vorgedrungenen Slawen Achtung einflößte und 
933 durch den Sieg bei Riade an der Unstrut Norddeutschland von der Ungarnplage 
dauernd befreite. Er einte die Stämme des Reiches. Seinem Sohne 
Otto dem Großen, 936 — 973, gelang es, unter vielen Kämpfen im Innern 
dem sächsischen Hause den größten Glanz mit der römischen Kaiserkrone zu gewinnen. 
Aber die Reichsangelegenheiten, zumal die Züge nach Italien, zogen ihn doch zu 
stark von der Stammesheimat ab, als daß er sie selbst hätte verwalten können. Er 
übertrug dies Amt deshalb mehr und mehr dem Grafen Hermann Billung, der 
im Kampfe gegen die Slawen im Nordosten Rühmliches geleistet hatte, während Mark- 
graf Gero, der Gründer von Gernrode, das gleiche im Südosten verrichtete. 
Otto II., 973-983, Otto III., 983-1002, Heinrich II., 1002-1024, wurden 
noch mehr von der Heimat ihres Hauses abgezogen.
	        
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