Full text: Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht (Theil 3)

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Zeitalter der Revolution. 
furchtbarere Schlacht als bei Aspern geschlagen; lange schwankte der Sieg, 
bis endlich Napoleon, wiewohl mit ungeheuren Opfern, das Centrum 
des österreichischen Heeres sprengte und gleichzeitig einen Flügel der öster¬ 
reichischen Armee umging. Der Erzherzog Karl zog sich zurück, immer 
noch schlagfertig, eroberte Kanonen und mehrere tausend Gefangene mit 
sich führend; doch Kaiser Franz wollte Frieden und Napoleon gab ihn 
gerne. Die Tapferkeit der österreichischen Schaaren hatte ihn erschüttert; 
über 20,000 Todte lagen auf den Feldern von Aspern und Wagram, 
45,000 Verwundete wurden nach Wien geschafft; so schlug man sich 1809 
bei Wien! Zuerst wurde in Znaym ein Waffenstillstand abgeschlossen, 
der immer verlängert in den Wiener Frieden vom 14. Oktober 1809 
überging. Zn diesem bezahlte Oesterreich 81 Millionen Gulden zu den 
ungeheuren Brandschatzungen, die Napoleon während des Krieges ein¬ 
getrieben hatte, trat über 2000 Ü) Meilen mit 3V2 Millionen Einwoh¬ 
nern ab; Salzburg, Berchtesgaden, das Inn- und Hausruckviertel kamen 
an Bayern, den Villacher Kreis, Kram, Triest, Görz, Friaul und Istrien 
nahm Napoleon und formte daraus ein Königreich Zllyrien, durch wel¬ 
ches Oesterreich vom Meere abgeschnitten wurde. An das Großherzog¬ 
thum Warschau mußte es Westgalizien und Krakau abtreten und dem¬ 
selben gleichen Antheil an den Salzwerken von Wieliczka einräumen; 
Rußland erhielt den Tarnopoler Kreis mit 400,000 Einwohnern. Für 
Tyrol wurde Amnestie ausbedungen. 
Der Tyroler Aufstand. Andreas Hofer; Jofeph Speckbacher. 
Hatte auch der Erzherzog Karl die Deutschen vergeblich im Namen 
des gemeinschaftlichen Vaterlandes aufgerufen, sich in Masse zu erheben, 
und das schmähliche Joch der Franzosen zu zerbrechen, so zeigten doch 
einzelne Erscheinungen, daß die Deutschen wohl bethört aber nicht kraft¬ 
los waren, und dieses mochte den Freund des Vaterlandes auf die Zu¬ 
kunft vertrösten. 
Vor allem herrlich war das Beispiel der Tyroler. Die>e hatten 
sich nur ungern vom Hause Oesterreich trennen und mit Bayern ver¬ 
einigen lassen. Dazu wurden sie nun von bayerischen Beamten beschimpft 
und mißhandelt; selbst der Name des Landes sollte aufhören und das¬ 
selbe in Zukunft Südbayern heißen. Die Rache kochte im Stillen, bis 
im Frühjahre 1809 Oesterreich zu den Waffen rief; da erhob sich ver¬ 
abredeter Weise ganz Tyrol, und die Bayer, welche im Lande als 
Besatzungen lagen, wurden getödtet oder gefangen (April). Einen An¬ 
griff der Franzosen und Bayer im Zuni wiesen die Tyroler blutig 
zurück. Selbst als nach der Schlacht von Wagram die wenigen öster¬ 
reichischen Truppen Tyrol räumten, vertheidigten die Tyroler ihr Berg¬ 
land auf eigene Faust. Ihr oberster Anführer, der provisorische Kom-
	        
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