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Landeskunde der Provinz Schlesien.
Dem Gebiete der Elbe gehören die Spree und die Schwarze Elsten
(Wittichenau, Hoyerswerda) an. Beide durchziehen nur kurze Strecken
schleichen Gebietes.
2. Die Oder.
Die Oder entspringt in Mähren auf dem Niederen Gesenke und fließt
zunächst südöstlich in die Mährische Pforte hinab. Dort ist sie nur durch
eine so niedrige Wasserscheide von der Beczwa, einem Nebenfluß der March,
getrennt, daß seit langem der Plan besteht, hier eine Kanalverbindung zwischen
Oder und Donau herzustellen. Nordöstlich gewendet erreicht der Fluß dann
110 km von seiner Quelle die Grenze Schlesiens an der Mündung der Oppa.
Die Oppa kommt vom Ostabhange des Altvaters und bildet von Iägerndorf
an über Troppau bis zur Vereinigung mit der Oder die Landesgrenze. Dann
folgt die Grenze 15 km weit bis jenseits Oderberg der Oder, die auf dieser
kurzen Strecke noch zwei Nebenflüsse, Ostrawitza und Olsa, vom Nordabhang
der Beskiden, der nordwestlichsten Vorkette der Karpaten, aufnimmt. So
vereinigt die Oder bei ihrem Eintritt nach Preußisch-Schlesien (196 m) alle die
zwischen dem Altvater und dem Iablunkapaß (Hauptverbindung mit Ungarn,
550 m) entspringenden Bebirgsflüsse. Bei starken Regengüssen in den Gebirgen
Österreichisch-Schlesiens ist deshalb die oberste Strecke des preußischen Oder-
laufes von der Olsamündung bis Ratibor besonders oft mit Überschwemmung
bedroht, da die rasch herzueilenden Hochwasser des Gebirges in der flachen
Talsohle nicht rasch genug abfließen, sondern gleich einem See das breite Tal
weithin erfüllen. Wirksamer Uferschutz ist hier dringendes Bedürfnis.
In Oberschlesien empfängt die Oder zunächst nur unbedeutende Zuflüsse:
1. oberhalb Ratibor die Zinna (l.),
2. gegenüber von Kosel die Klodnitz (r.), welche aus dem Bergwerks- und
Hüttenrevier Oberschlesiens kommt, aber wegen ihrer geringen Wasser¬
führung trotz der Vervollkommnung ihres Kanales für den Transport
oberschlesischer Industrie - Erzeugnisse nur einen sehr beschränkten Wert
gewinnen kann,
3. bei Krappitz die Hotzenplotz (l.), welche an der Bischofskoppe entspringt,
und aus deren nördlichem Vorland durch die Prudnik (Neustadt Oberschl.)
verstärkt wird,
4. unterhalb Oppeln die Malapane (r.), von deren Mündung an die Oder
ihre nordwestliche Richtung mit einer westlichen vertauscht. Viel be-
deutender für die regelmäßige Wasserführung des Hauptstromes und
namentlich für seine Hochfluten ist:
5. die Glatzer Neiße (l.), welche nicht nur die Gewässer des Glatzer Kessels
(Landecker Biele, Reinerzer Weistritz, Braunauer Steine), sondern auch
in der Freiwaldauer Biele die Gewässer vom Nordhang des Altvater-
gebirges, in der Falkenberger Steine einen Zufluß der Ebene auf-
genommen hat. Oberhalb Brieg mündet:
6. der Stober (r.), welcher von den waldigen Hügeln von Rosenberg und
Kreuzburg herabkommt.
Nach Mittelschlesien fällt der Lauf folgender Nebenflüsse:
7. der Ohle und Lohe (l.), von denen jene in Breslau (114 m), diese
unterhalb Breslau mündet (f. S. 11). Einander gegenüber liegen dann
die Mündungen von