II. Oberflächengestalt und Bewässerung.
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dieser Gliederung des südwestlichen Hauptzuges läßt sich die Gesamtheit des
schleichen Gebirges in drei Hauptabschnitte teilen: die Gebirge der Grafschaft
Glatz, das Waldenburger Bergland, das Riesengebirge und seine Vorberge.
1. Die Gebirge der Grafschaft Glatz.
Die Grafschaft Glatz ist ein Kesselland, dessen 3 - 400 m hoch liegender frucht-
barer Boden fast allseitig von waldigen Gebirgen umschlossen wird. Die von
ihnen herabrinnenden Gewässer vereinigen sich sämtlich unter den Mauern der
Hauptstadt, von 0 die Landecker Viele, von 8 die Neiße (Mittelwalde, Habel-
schwerdt), von W die Reinerzer Weistritz, von Nordwesten die Braunauer Steine.
Die Gebirgseinfassung der Grafschaft Glatz wird gebildet:
a) im Nordosten vom Reichensteiner und Eulengebirge. Beide sind ge-
trennt durch das enge, tiefe Tal (260 m) von Wartha, durch welches alle Ge-
wässer der Grafschaft, in der Neiße vereinigt, nach der Ebene abfließen.
(Bilderanhang 5.1.)
An den felsigen Rändern dieses Tales weisen beide Gebirge nur Erhebungen
von 6 - 700 m auf, steigen aber allmählich an, bis sie in 25 km Entfernung
flache Gipfel von mehr als 1000 m Höhe bilden. Die Hohe Eule (1014 m).
Trotz der festen Geschlossenheit ihres Kammes werden beide Gebirge von
mehreren hoch ansteigenden Fahrstraßen, bei Silberberg das Eulengebirge
auch von einer Eisenbahn überschritten.
d) Im Südosten bildet der Glatzer Schneeberg (1425 m) den Abschluß
der Grafschaft. Sein sanft gewölbter Gipfel überragt bereits die Grenze des
Waldes (1350 m), welcher in prächtigen zusammenhängenden Beständen alle
Ausläufer dieses Gebirges überkleidet. Während die nördlichsten bei Landeck
sich fest an das Ostende des Reichensteiner Gebirges anschließen, die südlichsten
bei Mittelwalde sich dem Anfang des Habelschwerdter Gebirges nähern, springt
westwärts der Schwarze Berg (1205 m) gegen das Innere der Grafschaft vor,
das von keinem anderen Punkte vollkommener überblickt wird.
In den Tälern, welche vom Schneeberg ausgehen, haben nicht nur die
Neiße und mehrere ihrer Zuflüsse, namentlich die Wölfel, welche den herr¬
lichsten Wasserfall Schlesiens bildet, ihre Quelle, sondern auch die March.
Der Schneeberg ist der nördlichste Punkt im Wassergebiet der Donau. Da
zwischen den Quellen der Neiße und der March auch die zur Elbe eilende
Stille Adler entspringt, liegt hier die Grenze der Wassergebiete der
Ostsee, der Nordsee und des Schwarzen Meeres.
Im Süden der Grafschaft öffnet sich eine Lücke ihrer Gebirgseinfassung,
der Paß (540 m) von Mittelwalde, ein wichtiger Übergang nach Böhmen
und Mähren.
c) Im Südwesten der Grafschaft erhebt sich das Habelschwerdter Gebirge.
Es ist ein breiter, wenig gegliederter Gebirgsrücken, der nur vereinzelt
900 m Höhe erreicht. Seinen Westfuß begleitet ein Längstal, von dessen
höchster Stelle, den Sümpfen der Seefelder (750 m), die Reinerzer Weistritz
nach Nordwesten, die Erlitz oder Wilde Adler nach Südosten abfließt. Jenseits
dieses Längstales steigt parallel dem Habelschwerdter Gebirge der höhere
Rücken des Adlergebirges oder der Böhmischen Kämme empor. Sein höchster
Punkt, die Deschnayer Koppe (1115 m), liegt ganz in Böhmen. Nur an der
wenig nördlicheren Hohen Mense (1084 m) hat auch Schlesien Anteil.
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