Full text: Landeskunde der preußischen Rheinprovinz (Erg.)

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Dagegen entstanden die meisten Säugetierordnungen, die sich auf dem Boden 
des Tertiärgebirges ausbreiteten. 
Schon mit der jüngeren Tertiärperiode beginnt der Rückzug des Meeres, und 
am Ende derselben beschränkt sich das Meer auf seinen heutigen Umfang, nur an 
einzelnen Stellen die Gestade überflutend. So hat sich während der Tertiär- 
Periode allmählich der Boden des heutigen Europas mit allen seinen Unebenheiten 
entwickelt. 
Noch im Ansauge der Tertiärperiode war das Klima in Mitteleuropa 
ein tropisches, wie es die Flora und Fauna jener Zeit bezeugen. Im Laufe 
dieser Periode zeigt sich aber ein ausfallender Wechsel. Am Schlüsse der Tertiär- 
Periode hat die Flora Ähnlichkeit mit unserer heutigen, das Klima muß also ein 
gemäßigtes, unserem heutigen ähnliches gewesen sein. Dasselbe beweist die Fauna. 
Die mittleren Jahrestemperaturen haben sich um ca. 14—15° erniedrigt. 
Die Jetztzeit. 
(Anthropozoische Periode.) 
I. Die großen Züge der Landoberfläche waren geschaffen.*) Es trat eine gewisse 
Ruhe in der Bewegung der Erdkruste ein. Nun arbeiteten ausschließlich zerstörende 
Kräfte, Erosion und Denudation, an der Modellierung der gebildeten Uneben- 
heiten. Geraume Zeit hindurch waren dieselben Kräfte thätig, die noch heute die 
Landoberfläche stetig verändern. Aber bald änderte sich dies Verhältnis. 
1. Die Temperatur am Schlüsse der Tertiärzeit konnte sich nicht lange behaupten. 
Sie ging in der folgenden Periode weit unter das heutige Maß zurück. Es trat 
die große Eiszeit ein. Enorme Gletscher breiteten sich über weite Flächen aus. 
Als Ausgangspunkte der Vereisungen dienten die Gebirge in Skandinavien, die 
Alpen und verschiedene Mittelgebirge, wie Wasgan, Schwarzwald, Böhmerwald, 
Erz- und Riesengebirge, Thüringer Wald und Harz. Von Skandinavien aus 
ging die Vereisung südwärts durch das ganze norddeutsche Tiefland bis an die 
Grenze der deutschen Mittelgebirge. Die alpine Vergletscherung überschritt den 
heutigen Umfang der Alpen nicht bedeutend; nordwärts reichte sie bis an den 
Iura in der Schweiz und in Schwaben, und ging von da aus ostwärts in der 
*) In Europa war die plastische Gestalt des Landes auf drei verschiedene Weisen entstanden. 
Als infolge der fortschreitenden Znsainmenschrnmpfnng innerer Erdschichten der äußere Erdmantel 
zu groß wurde, entstanden unterirdische Hohlräume, die durch Senkungen in drei verschiedenen 
Weisen ausgefüllt wurden. In Nordwestenropa (Deutschland uud Frankreich) zerbrach im Gebiet 
der Gebirge die Erdrinde in Schollen, welche sich entweder einseitig oder in je zwei schollen an 
den Außenseiten senkten, so daß in ihrer Mitte ein Kamm emporragte (et. Thüringer Wald). Man 
nennt diese Gebirge Schollen- oder Horstgebirge. In Südeuropa faltete sich die Erdrinde, so daß 
wir dort in den Alpen, Karpaten :c. Faltengebirge haben. In Lst- uud Nordosteuropa -Rußland 
uud Skandinavien) bildete die Erdrinde eine große Tafel, welche sich im lsüdosten senkte, infolge- 
dessen wir in der Gegend des kaspischen Meeres die uuter dem Meeresspiegel gelegenen Länder 
(Depressionen) haben, während sich an der Nordwestseite der Tasel das skandinavische Hochgebirge 
erhebt.
	        
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