Full text: Landeskunde des Königreichs Württemberg und der Hohenzollernschen Lande (Erg.)

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§ 3. Oberfläche. Bewässerung und Besiedelung. 
In den Neckar fließen: 
Die Eschach, die Glatt, die Enz. Die Enz entspringt bei Urnagold, 
fließt in nordöstlicher Richtung vorbei an Wildbad, Calmbach, Neuenbürg, 
der badischen Stadt Pforzheim, Dürrmenz-Mühlacker, Vaihingen, Bietigheim 
und mündet bei Besigheim. Nebenfluß der Enz ist die Nagold, welche nahe 
den Enzquellen ebenfalls bei Urnagold entspringt, zuerst uach O. fließt, vorbei 
an Altensteig bis Nagold, dann nach N. vorbei an Wildberg, Calw, Hirsau, 
Liebenzell und bei Pforzheim mündet. 
von den Flüssen des badischen Schwarzwaldes sind zu nennen: die Nlutach; die 
obere Alb <St. Blasien); die Iviese Heimat des Dichters I. p. ^ebel, 1760—1826); die 
Elz mit der Dreisam (ijöllental, Freiburg im Breis gau); die Rench Griesbach, Meters- 
tal, Gxpenau); die Gos (Baden-Baden),' 
Die Schwarzwaldflüsse haben namentlich in ihrem Oberlauf starken Fall 
und raschen Lauf, wodurch sie dem Großgewerbe sehr förderlich siud, fowie 
frisches, klares Wasser, worin die Forelle vielfach vorkommt. 
Auf der Hochfläche des Schwarzwaldes flnden sich zahlreiche Moore 
und Seen. Jene entstehen dadurch, daß eine Schicht von Lehm oder Sand 
das Regenwaffer nicht durchsickern läßt; so bleibt das Wasser stehen und bildet 
* einen Sumpf, in dem die Pflanzen vermodern und Torf entsteht. Von den 
Seen sind zu nennen: der Mummelsee an der Horuisgrinde, einer der 
größten dieser Bergseen, auf einer Höhe von über 1000 m einsam und düster 
gelegen, das Wasser (16 m tief) von brauner Farbe, die von dem moorigen 
Untergrund herrührt; der Wildsee, uuweit davon (S. 56); im südlichen 
Schwarzwald: der Titisee, der Schluchsee, der Feldsee. 
Vielbesucht sind die Heilquellen (Mineralquellen) des Schwarz- 
Waldes, teils warme Quellen oder Thermen wie Wildbad, Liebenzell, im 
badischen Teile Baden-Baden (a. d. Oos), Badenweiler am Fuß des Blauen), 
teils Säuerlinge wie Teinach, Rippoldsau (badisch, in der Nähe von Freudenstadt). 
Der würzigen und gesunden Luft verdanken zahlreiche Luftkurorte ihr 
Entstehen uud Blüheu. Auf der Hochfläche ist der Sommer kühl und kurz, 
der Winter lang und rauh; die jährliche Regenmenge ist bedeutend (Freuden- 
stadt hat die größte Regenmenge in Württemberg), der Winter ist reich an 
Schnee. Wein und Obst wachsen hier nicht, wohl aber in den Tälern, 
namentlich in den dem Rhein zugekehrten, die ein so mildes Klima haben, 
daß Wein und eßbare Kastanien gedeihen. 
Die Bevölkerung des Schwarzwaldes (S. 57) ist verhältnismäßig nicht 
fehr zahlreich; in dem württembergischen Schwarzwald leben etwa 100 000 
Menschen; sie beschäftigen sich weniger mit Feldbau, der nicht sehr ergiebig ist, als 
mit Gewerbe und Handel, vor allem mit Verarbeitung des Holzes — Holzhauen, 
Sägen, Flößen, Kohlenbrennen — und mit Holzhandel; die stärksten und höchsten 
Tannen werden den Rhein hinunter bis nach Holland verschickt — „Hol¬ 
länder" — und zum Schiffbau verwendet. Berühmt sind die Schwarzwälder 
Uhren (Schwenningen, Schramberg); ein wichtiger Erwerbszweig ist auch die 
Steingut- und Majolikasabrikation, ferner die Strohflechterei und — im süd¬ 
lichen Schwarzwald — die Fabrikation von Bürsten. 
Früher war der Bergbau nicht unbedeutend, bei Neuenbürg findet sich Eisenerz, 
bei Fluorn und Dornhan Bohnerz. Diese Erze wurden früher in den Hochöfen zu 
Friedrichstal und Christophstal bei Freudenstadt geschmolzen und zu Sensen, Sicheln 
u. dgl. verarbeitet. Ieht ist der Bergbau eingestellt, da die Gruben erschöpft sind.
	        
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